Neuss Auf den Spuren der eigenen Herkunft

Neuss · Andrea Hilgers arbeitet zurzeit als Lehrerin in Kolumbien. Dort hat die Neusserin auch ihre leibliche Mutter gefunden.

 Andrea Hilgers (28) unterrichtet noch bis zum Sommer Kinder an der Deutschen Schule Bogotá, dem Colegio Andino.

Andrea Hilgers (28) unterrichtet noch bis zum Sommer Kinder an der Deutschen Schule Bogotá, dem Colegio Andino.

Foto: privat

Neuss und Kolumbien - für Andrea Hilgers bedeutet beides Heimat. In Rosellen ist sie aufgewachsen, nachdem sie mit dreieinhalb Jahren von dem Neusser Ehepaar Annemie und Herbert Hilgers aus einem Waisenheim in dem kolumbianischen Dorf Viotá adoptiert worden war. Seit ein paar Monaten ist die 28-Jährige wieder in Kolumbien. Bis zum Sommer arbeitet sie noch als Lehrerin an der Deutschen Schule Bogotá, dem Colegio Andino.

 Andrea Hilgers (28) unterrichtet noch bis zum Sommer Kinder an der Deutschen Schule Bogotá, dem Colegio Andino.

Andrea Hilgers (28) unterrichtet noch bis zum Sommer Kinder an der Deutschen Schule Bogotá, dem Colegio Andino.

Foto: privat

Als sie ihr Lehramtsstudium für Sekundarstufe I in den Fächern Mathematik und Sachkunde sowie ihr Referendariat in Aachen abgeschlossen hatte, stand für Andrea Hilgers fest: "Erste Berufserfahrung wollte ich in Kolumbien machen." Sie fühlt sich ihrem südamerikanischen Geburtsland sehr verbunden. "Ich finde es schade, dass viele Menschen bei Kolumbien zuerst an Drogenkriege, Mafia und hohe Kriminalität denken", sagt Hilgers. "Natürlich gibt es in Bogotá - wie in jeder Großstadt mit mehreren Millionen Menschen - Kriminalität sowie Viertel, die man eher meiden sollte. Aber grundsätzlich kann man sich sicher fühlen. Es gibt auch ausreichend Polizeipräsenz hier."

Menschen mit europäischem Aussehen müssten sicherlich etwas mehr auf ihre Sachen aufpassen, sagt Hilgers. Denn es gebe das Vorurteil, dass Europäer viel Geld hätten. "Da bin ich vielleicht etwas geschützter", sagt die 28-Jährige lachend und spielt damit auf ihr lateinamerikanisches Aussehen an.

Sie genießt die acht Monate in Kolumbien. "Ich liebe die Menschen, die Musik, die Mentalität." Dort hat sie vor kurzem auch nach langer Suche ihre leibliche Mutter getroffen. "Ein schwarzer Punkt in meiner Biografie ist jetzt erleuchtet", berichtet sie erleichtert. Ihre Adoptiveltern unterstützten sie bei der Suche. "Meine Eltern sind immer sehr offen mit dem Thema Adoption umgegangen, das mache ich auch."

Regelmäßig war das Ehepaar Hilgers mit seinen Töchtern in Kolumbien. Denn auch Andreas vier Jahre jüngere, nicht-leibliche Schwester stammt aus Kolumbien. "Ich werde nun alles erst mal verarbeiten und dann ein weiteres Treffen, auch mit meiner Halbschwester, organisieren", erzählt die 28-Jährige.

Hilgers' Arbeit an der Deutschen Schule in Bogotá ist nicht vergleichbar mit deutschen staatlichen Schulen. "Hier sind nur Kinder aus extrem wohlhabenden Familien." Die Schulgebühren seien sehr hoch, entsprechend komfortabel sei die Privatschule ausgestattet. Nicht wenige der Kinder würden mit Bodyguards zur Schule gebracht, erzählt Hilgers.

Den rund 1900 Schülern steht ein Riesencampus mit Fußballplatz, Schwimmbad, Park, Auditorium, Musik-, Multimedia- und Kunstfachräumen zur Verfügung. Allein drei Bibliotheken gibt es - für Kindergarten, Primar- und Sekundarstufe. Denn vom Kindergarten bis zum Abitur, das in Deutschland anerkannt wird, können die Kinder am Colegio Andino bleiben, berichtet die Neusserin.

Im Sommer zieht es Andreas Hilgers wieder zurück nach Neuss. Diesen Monat beginnt sie, Bewerbungen zu schreiben. Sie möchte an einer Grundschule in der Nähe arbeiten.

(NGZ)
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