Neuss Archivar porträtiert das Rheintor

Neuss · Vortrag beim Forum Archiv beschreibt das unrühmliche Ende eines Bauwerks.

 Ein Kupferstich von Peter Pannensmit aus der Zeit vor 1586, erschienen im Städtebuch von Georg Braun und Franz Hogenberg, zeigt das Rheintor.

Ein Kupferstich von Peter Pannensmit aus der Zeit vor 1586, erschienen im Städtebuch von Georg Braun und Franz Hogenberg, zeigt das Rheintor.

Foto: Stadtarchiv

Die Beschäftigung mit den mittelalterlichen Stadttoren der Stadt hat die Zunft der Historiker bislang nicht interessiert. Warum auch immer. Das Obertor wurde vor Jahren in einem zweiseitigen Aufsatz abgehandelt, ansonsten sind keine wissenschaftlichen Äußerungen zu finden. Stadtarchivar Jens Metzdorf tritt heute an, um das zu ändern. Ab 19.30 Uhr porträtiert er in einer Vortragsveranstaltung im Stadtarchiv an der Oberstraße das Rheintor. Dabei versucht er nach eigenen Worten einen Rundumschlag vom Hochmittelalter bis in die Gegenwart, auch wenn die ernüchternd ist. Denn das Rheintor fungiert nur noch als Namensgeber -für ein Parkhaus, eine Straße und eine orthopädische Klinik.

Dass sich Metzdorf für seine Spurensuche ausgerechnet das Rheintor ausgesucht hat, mag an einigen Besonderheiten liegen. Zum Beispiel daran, dass die Stadtverwaltung beim Abbruch der Stadtmauer im Jahr 1816 mit diesem Tor begann. Das war aber noch nicht das Ende, sagt Metzdorf. Denn Reste des Fundamentes und der erzbischöflichen Burg aus dem 13. Jahrhundert daneben blieben erhalten und wurden erst in den 1970er Jahren im Zuge der Neumarktsanierung abgeräumt. Der damalige Stadtarchivar Joseph Lange habe vergeblich für deren Erhalt gekämpft, erinnert Metzdorf. Er bemängelt, dass damals keine wissenschaftliche Kartierung möglich war, so dass auch deshalb nur wenige Fotos vom Rheintor erhalten sind.

So traurig wie das Ende muss auch die Diskussion gewesen sein, mit der Anfang des 19. Jahrhunderts die Schleifung begründet wurde. Da war viel von Verschönerung der Stadt die Rede, sagt Metzdorf, der aber allein wirtschaftliche Gründe annimmt. "Der Handel fühlte sich eingeschränkt."

Besonders am Rheintor war auch seine Lage an der Nordostecke der Stadt und direkt am Erftkanal. Das machte es -wie die Geschichte lehrt - zum neuralgischen Punkt im Verteidigungsring. Bei der Belagerung im Jahr 1475 "hatte sich das Bollwerk noch als unüberwindbar erwiesen", sagt Metzdorf. Doch im Truchsessischen Krieg von 1585/86 wurde das Rheintor zwei Mal zum Einfallstor feindlicher Truppen.

(-nau)
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