Neuss Archetypische Figuren in der Galerie 55

Neuss · Ein Spaziergang am Rhein, ein paar uralte Nägel und glänzende Muschelschalen – mehr braucht es mitunter nicht, um die eigene künstlerische Kreativität zu wecken. So ist es jedenfalls Martin Hensel ergangen, in dem sich beim Anblick der handgeschmiedeten Nägel unbekannten Alters und der Muscheln festsetzte.

 Das Schiff ist ein immer wiederkehrendes Motiv in den Arbeiten von Martin Hensel, die überwiegend aus Holz sind.

Das Schiff ist ein immer wiederkehrendes Motiv in den Arbeiten von Martin Hensel, die überwiegend aus Holz sind.

Foto: Andreas Woitschützke

Ein Spaziergang am Rhein, ein paar uralte Nägel und glänzende Muschelschalen — mehr braucht es mitunter nicht, um die eigene künstlerische Kreativität zu wecken. So ist es jedenfalls Martin Hensel ergangen, in dem sich beim Anblick der handgeschmiedeten Nägel unbekannten Alters und der Muscheln festsetzte.

"Daraus möchte ich etwas machen." Engelähnliche Figuren sind es geworden. Sie stehen auf der Fensterbank in der Galerie 55 von Angela Harmeier und gehören zu seiner zweiten eigenen Ausstellung. Harmeier hat die Schau mit eigenen sehr reduziert gemalten Menschenbildern sehr passend ergänzt.

Der Titel "arche-typisch" spiegelt dabei den Tenor von Hensels Kunst wieder. "Ich arbeite gerne mit Materialien, die eine Herkunft haben", sagt er. Wie eben mit den Fundstücken vom Rheinufer oder auch mit einem Holzbalken von 1739, den er von einem Bauernhof im niedersächsischen Wendland hat. Daraus können dann zum Beispiel "Wächter" entstehen. Totemähnliche Figuren, die zugleich auch an Höhlenmalerei erinnern, Archetypen des Menschen sind.

Dabei lässt sich Hensel nicht von vorgefertigten Bildern leiten, sondern arbeitet mal mit der Flex, mal mit Beitel und Klöppel Figuren aus den Eichenbalken heraus, die erst später einen Namen bekommen: "Weil ich merke, dass ich innerlich mit einer Sache beschäftigt gewesen bin."

Selten macht er sich bewusst an ein Motiv heran — mit einer Ausnahme. Die Reaktorkatastrophe von Fukushima hat ihn zu einer kleineren Arbeit inspiriert. Ein poröses Rohr umschließt eine menschliche Holzfigur mit hochgereckten Armen. Hände hat sie nicht, kann also nicht zupacken, nichts machen: "Da ist einfach ein Gefühl der hilflosen Ohnmacht", erklärt Hensel.

Ein zweites, immer wiederkehrendes Motiv ist das Boot. "Das hat sich irgendwann herauskristallisiert", sagt er, und es steht gleich für mehrere Bedeutungen: "Für ein Miteinander oder eben als Bild für die Erde." Aber Hensel überlässt dem Betrachter, was er sehen will.

(NGZ)
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