Kurt Krieger im Interview "Anziehungskraft des Möbelhauses reicht bis nach Belgien"

Neuss · Der Investor, der hinter dem Möbelhaus Höffner steht, spricht über Wettbewerb, Ziele und die Pflicht, Steuern in Deutschland zu zahlen.

 Kurt Krieger führt die drittgrößte Möbelgruppe Deutschlands.

Kurt Krieger führt die drittgrößte Möbelgruppe Deutschlands.

Foto: J. Bauer

Herr Krieger, in der Möbelbranche läuft derzeit ein Ausleseverfahren, bei dem sich am Ende wenige Große den Markt aufteilen werden. In welcher Rolle sehen Sie Ihre Gruppe?

Kurt Krieger Unser Ziel ist es, zu den Überlebenden zu zählen. Dafür arbeiten wir hart, dafür investieren wir viel. Das Geschäft im Einzelhandel ist brutal. Wer hätte gedacht, dass Karstadt, Hertie oder Woolworth auf der Strecke bleiben?

Sie sind im deutschen Möbelmarkt längst die Nummer 3. Wenn Sie aber Branchenprimus werden wollen, müssen Sie die Steinhoff-Gruppe (XXXLutz) und vor allem Ikea überflügeln. Ist das Ihr Ziel?

Krieger Ikea spielt in einer Liga für sich. Die machen mit ihrem einzigartigen Geschäftsmodell in Deutschland 25 Milliarden Euro Umsatz. Die Steinhoffs sind gut, haben Cash ohne Ende und kommen auf acht Milliarden. Wir sind ihnen aber auf den Fersen. Unsere Mitbewerber sind investitionsfreudig, aber das sind wir auch.

Warum spielt in Ihren Augen Ikea in einer anderen Liga?

krieger Wir machen in der Branche rund zwei Prozent Rendite vom Umsatz, während Ikea dank des genialen Geschäftsmodells, dem Kunden die Montage zu übertragen, auf 20 Prozent kommt. Außerdem zahlt Ikea in Deutschland kaum Steuern, sondern steuert die Geldflüsse legal so, dass in den Niederlanden nur pauschal 8 Prozent fällig werden.

Und das ärgert Sie?

krieger Das ist kein Gejammer, das ist einfach Fakt. Ich bin aber nicht nur ein alter Sozialist, sondern auch ein Patriot. Darum habe ich keinen Cent im Ausland. Ich finde, es ist Pflicht eines jeden Unternehmers, in Deutschland Steuern zu zahlen.

Warum ist Ihre Standort-Wahl für ein neues Höffner-Haus letztendlich auf Neuss gefallen?

krieger Weil wir dort investieren, wo wir willkommen sind. Duisburg war planerisch und politisch schwierig, Düsseldorf hat offenbar andere Prioritäten - ja, und dann war da noch dieses Grundstück in Neuss. Das war und ist in Neuss eine wohltuende Zusammenarbeit mit einem geschäftstüchtigen Bürgermeister und einer politischen Mehrheit, die durchgehalten hat.

Dass an "Höffner" angrenzende Areal könnte für weitere Großmärkte geöffnet werden. Sind Sie interessiert?

Krieger Die Stadt entscheidet, ob und an wen sie für welchen Preis verkauft. Das ist ein kluger Schachzug, denn durch uns wird der Wert des Grundstücks vermutlich kräftig steigen. Ja, wir haben Interesse. Aber schauen wir einmal, wie sich die Situation zu Karneval darstellt. Dann können wir darüber sprechen. Auch die Stadt wird sicherlich abwarten.

Wie definieren Sie das Einzugsgebiet für Ihr Neusser Möbelhaus?

Krieger Im Westen sind wir uns ziemlich sicher, werden wir Anziehungskraft bis an die Grenze zu Belgien und den Niederlanden ausüben. Aber im Osten müssen wir noch lernen. Ich befürchte, dass es dort unsichtbare Gräben gibt. Essen liegt nur 50 Kilometer entfernt. Aber kommen die Essener auch wirklich nach Neuss? Das werden wir aber nach der Eröffnung schnell wissen.

Alle reden vom Internet-Handel und Sie investieren in Megahäuser?

Krieger Ja, weil sich eine Küche oder ein Wohnzimmer nur schwer am Bildschirm planen lassen. Das Internet-Geschäft war für uns hoch rot. Aber wir sind wachsam und werden Online nicht verschlafen, wenn es dort eine Entwicklung gibt.

Wie wollen Sie sich denn im umkämpften Markt profilieren?

krieger Der deutsche Möbelmarkt entwickelt sich in große und kleine Häuser hinein. Wir wollen dem Durchschnitt über die Größe entrinnen. Die Nische der kleinen Häuser besetzen wir mit der Sconto-Kette, vielleicht einmal auch in Neuss. Möbelgeschäft ist ein Empfehlungsgeschäft. Als Familienunternehmen sind wir den Kunden sehr nah und wir versprechen, es gut zu machen. Und wir sind gut.

LUDGER BATEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(NGZ)
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