Neusser CDU wählt Bürgermeisterkandidaten Analyse: Starkes Ergebnis kann Schwächen nicht kaschieren

Neuss · Nach zuletzt vielen Nackenschlägen bei unterschiedlichen Wahlen war Thomas Nickels Bewerbungsrede Balsam für die wunde CDU-Seele. Kernbotschaft: Wir können siegen. Das Parteivolk war gerne bereit, das zu glauben und auch zu akzeptieren, was Nickel nicht offen aussprach, aber was ihn in die Kandidatur drängt: die feste Überzeugung "Nur mit mir".

Neuss: Nickel ist Bürgermeister-Kandidat der CDU
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So besehen ist Thomas Nickel — wie auch die politische Konkurrenz betont — kein Kandidat, der einen Neuanfang verkörpert. Er steht für "Weiter so", mit ihm soll die CDU noch einmal das Rathaus erobern und sich damit fünf Jahre Zeit verschaffen, um eine neue Truppe für den Rat zu formen und einen neuen Bürgermeisterkandidaten zu finden. Eine Truppe, die — siegen kann.

Das muss nicht schlecht sein und ist im Moment vielleicht das Beste, was der Partei passieren kann, die sich — von der Wahlveranstaltung wie auch vom Ergebnis her betrachtet — weder jung noch frisch noch dynamisch präsentierte. Aber auch das zeigt der Montagabend: Die CDU ist noch eine echte demokratische Größe in Neuss. Vier Kandidaten in den eigenen Reihen finden und über 500 Mitglieder für eine Parteiveranstaltung mobilisieren zu können, das nötigt auch dem politischen Gegner Respekt ab.

Neusser CDU wählt Bürgermeisterkandidaten
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Von den Bewerbern hat am Montag Sebastian Rosen am meisten überrascht und Helga Koenemann enttäuscht. Aber beide haben ihr Wählerpotenzial wohl voll ausgeschöpft. Rosen zog dabei mit seiner Kritik an der eigenen Mannschaft sicher auch noch ein paar von jenen Unzufriedenen auf seine Seite, die in jeder Partei zu finden sind. Als Basis für eine Mehrheit aber taugen sie nicht.

Warum es die Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann nicht einmal in die Stichwahl schaffte, gibt Rätsel auf. Die Frauen-Union hatte sich dagegen ausgesprochen, zur Hausmacht der einzigen Frau im Bewerberquartett erklärt zu werden und sich damit sehr emanzipiert gezeigt.

CDU-Bürgermeisterkandidaten im Check
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CDU-Bürgermeisterkandidaten im Check

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Es ging am Montag nicht um Männer gegen Frauen. Aber vielleicht war Koenemann ja als Bürgermeisterkandidatin nicht zu vermitteln, weil ihr Name bei der Parteibasis zu sehr mit der ersten schwarz-grünen Koalition im Rat verknüpft ist. Sollte das der Grund sein, bestünde Grund zur Sorge über den Zustand der Partei, die ja doch zu sehr guten alten Zeiten nachhängt.

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