Lesung im Clemens-Sels-Museum Geschichten aus einem Sehnsuchtsland

Neuss · Mit ihrem Programm „Amore Amore“ machten Reinhold Joppich und Mario Di Leo Station im Clemens-Sels-Museum. Ihre Lesung gehört zum Rahmenprogramm der Ausstellung „Erklär mir, Liebe“, die seit Anfang Juli gezeigt wird.

 Reinhold Joppich (l.) und Mario Di Leo lasen aus ihrem Werk „Amore Amore“ – nicht ohne Musik, beispielsweise von Paolo Conte.

Reinhold Joppich (l.) und Mario Di Leo lasen aus ihrem Werk „Amore Amore“ – nicht ohne Musik, beispielsweise von Paolo Conte.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Erinnern Sie sich noch an Dean Martins Liebesschnulze „That’s amore“? Dort heißt es über Neapel: „In Napoli, where Love is King“. Die Liebe herrscht also in der Stadt am Vesuv. Nicht nur für amerikanische Soldaten, die nach dem Weltkrieg überaus gern in Neapel stationiert waren, blieb Italien in den fünfziger und frühen sechziger Jahren das Land der romantischen Liebe. Wenn dann noch Traumfrauen wie Sophia Loren oder Gina Lollobrigida in den Studios von Hollywood mitmischten, schmolz das Publikum bei jeder Italo-Filmromanze mit Mandolinen-Hintergrund dahin. Mit ihrem Programm „Amore Amore“ machten jetzt Reinhold Joppich und Mario Di Leo Station im Clemens-Sels-Museum.

Dort läuft seit Anfang Juli die wunderbare Ausstellung „Erklär mir, Liebe“. Die Planer des 19. Literarischen Sommers hatten für den Termin eine Ausstellungsführung mit der Lesung kombiniert und damit so viele Besucher angelockt, dass die Plätze knapp wurden. Oben, im zweiten Stock des Museums, war die Luft allerdings beinahe unerträglich, wohingegen der Vortragssaal im Tiefparterre angenehme Temperaturen bot.

Die aus eigenen Beständen zusammengestellte Museumsschau ist mit ihren Exponaten und literarischen Bezügen sehr facettenreich. Joppich und Di Leo aber bescheiden sich mit dem Land, wo die Zitronen und die Liebe blüh’n. Für Joppichs und Di Leos Buch „Amore Amore“ hat Elke Heidenreich das Vorwort geschrieben: „Irgendwie, das ahnt man bei diesen Texten, ist Italien das Land, das uns zu Menschen macht“.

Warum können wir Deutschen mitreden bei der Liebe? Weil sie meist eine romantische Angelegenheit ist, und die Romantik laut Reinhold Joppich „die einzige Kunstepoche ist, die in Deutschland entstanden ist.“ Der Mann sollte es wissen, denn er war 30 Jahre lang Vertriebsleiter bei dem Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch. Den Buchmarkt, vor allem den literarischen, kennt er also aus dem Effeff. So gut wie Rom, wo er mehrere Jahre als Buchhändler tätig war. Als er den in Rom geborenen, seit langem aber in Deutschland lebenden Musiker Mario Di Leo kennenlernte, taten sich die Beiden für musikbegleitete Rezitationsprogramme zusammen, die Italienisches zum Thema haben.

Gleich die erste Geschichte bereitete großes Vergnügen. Es war ein altes Märchen aus dem Mezzogiorno, nacherzählt von Italo Calvino, in dem es drei greisenhafte Schwestern mit raffinierten Tricks und auch etwas Zauberei hinbekommen, dass die älteste von ihnen einen jungen König heiraten darf. Dazu ein gleichfalls altes Lied im napoletanischen Dialekt: „Era die maggio“, dessen Verse von einem Abschied und dem Versprechen einer Wiederkehr erzählen.

Von Nobelpreisträger Dorio Fo stammt die vorgeblich wahre nächste Geschichte über die Beerdigung seines Vaters. Der war Eisenbahner gewesen, und als gleich mehrere Särge zur falschen Zeit am falschen Ort auftauchten, ahnte man, dass hier auf die sprichwörtliche Unpünktlichkeit der italienischen Züge angespielt wird. Mit „Via con me“ von Paolo Conte brachte Mario Di Leo das schöne Programm zum Abschluss. In dem Refrain des weltbekannten Liebes-Songs heißt es: „It’s wonderful, it’s wonderful, good luck my baby, I dream of you“. Womit man fast wieder bei Dean Martin wäre und jener amerikanischen Schwärmerei für das italienische Dolce Vita.

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