Neuss Am Ohr des Menschen

Neuss · Neuss Seit zwölf Jahren lädt Münsterkantor Joachim Neugart mittlerweile zum Silvesterkonzert in St. Quirin ein.

Neuss Seit zwölf Jahren lädt Münsterkantor Joachim Neugart mittlerweile zum Silvesterkonzert in St. Quirin ein.

NGZ-Kulturredakteurin Helga Bittner sprach mit dem seit 1988 an St. Quirin tätigen Organisten, der in der Regel das Konzert auch leitete, über die Entwicklung der Konzertreihe.

Herr Neugart, hat sich in den zwölf Jahren ein Stammpublikum herangebildet?

Joachim Neugart Für viele gehört es inzwischen tatsächlich zum festen Brauch, das Silvesterkonzert zu besuchen. Aber wir beobachten auch, dass Jahr für Jahr neue Gesichter unter den Zuhörern sind.

Wie setzt sich das Publikum zusammen?

Neugart Sicher sind sehr viele Neusser dabei. Aber die Menschen kommen auch aus der Region - aus Viersen, Mönchengladbach und anderen Städten. Manche von ihnen rufen vorher nämlich an und fragen nach dem Programm.

Reagiert das Silvesterpublikum anders?

Neugart Es hat wenig Interesse an Zugaben. Es wird immer höflich und anerkennend applaudiert, jedoch seltener eine Zugabe abgewartet.

Ich denke aber, das hat nichts mit der Qualität zu tun, sondern liegt vor allem daran, dass die Menschen um 22.30 Uhr dann doch nach Hause streben. Einige von ihnen haben ja auch einen weiteren Weg zurückzulegen.

Aber grundsätzlich sind Sie mit der Resonanz zufrieden.

Neugart Auf jeden Fall. Wir kommen mittlerweile an die Grenze unseres Fassungsvermögens. Ganz offensichtlich ist das Interesse an diesem Konzert sehr, sehr groß. Es gibt eben viele, den den Silvesterabend gerne nachdenklicher beginnen wollen.

Richten Sie das Programm entsprechend aus?

Neugart Früher habe ich gerne Werke ausgesucht, die sonst nicht zu oft zu hören sind. Inzwischen hat sich das geändert. Das Programm der Silvesterkonzerte konzentriert sich auf barocke geistliche Musik aus dem 18. Jahrhundert.

Weil sie gefälliger ist?

Neugart Wenn man will, könnte man es so sagen. Ich möchte es lieber so ausdrücken: Die Musik des 18./19. Jahrhundert ist direkter am Ohr des Menschen.

Gelegentlich führen Sie auch große Oratorien auf.

Neugart Eine solche Konzertreihe braucht die Abwechslung. Deswegen gibt es alle vier oder fünf Jahre ein großes Meisterwerk zu hören - mit der entsprechenden Besetzung.

So wird im nächsten Jahr wieder der Kammerchor Capella Quirina auftreten und Bachs Messen und Händels "Dixit Dominus" aufführen. In diesem Jahr halten wir es etwas kleiner mit der Sinfonietta und einigen Solisten.

Finanziell stehen Sie auf sicheren Füßen?

Neugart Die große Resonanz auf das Konzert gibt es uns einen größeren Spielraum in der Kalkulation. Deswegen können wir uns immer wieder bei den zu erwartenden Einnahmen ein anderes Instrumentarium und eine andere Besetzung leisten.

Feiern die Musiker nach dem Konzert gemeinsam Silvester?

Neugart In manchen Jahren haben wir das gemacht. Aber seit der Stiftskeller einen Pächter hat, haben wir unsere Refugium verloren, so dass eine gemeinsame Feier davon abhängt, ob sich jemand privat engagiert.

Und das kostet zusätzlich Zeit und Kraft. Ehrlich gesagt, sind wir Musiker nach Weihnachten immer ziemlich platt.

(NGZ)
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