Kunstprojekt im Rhein-Kreis Zwei Künstlerinnen erforschen den Ursprung

Neuss · Eine Schau in der Alten Post zeigt Arbeiten der Textilkünstlerin Lynette Diergaardt (Windhoek) und der Malerin Alwina Heinz (Neuss).

 Alwina Heinz und Lynette Diergaardt haben sich in Neuss im Rahmen ihrer Ausstellung erst kennengelernt. Sechs Wochen lang werden sie zusammen in Heinz’ Atelier arbeiten.  Foto: Klaus Richter

Alwina Heinz und Lynette Diergaardt haben sich in Neuss im Rahmen ihrer Ausstellung erst kennengelernt. Sechs Wochen lang werden sie zusammen in Heinz’ Atelier arbeiten. Foto: Klaus Richter

Foto: Klaus Richter

Über den Weg gelaufen sind sie sich bei einer Ausstellung in der National Art Gallery in Windhoek. Aber das haben die beiden Künstlerinnen erst gemerkt, als sie sich in Neuss kennenlernten. Klaus Richter, Kurator und stellvertretender Leiter der Alten Post, hat Alwina Heinz aus Neuss und Lynette Diergaardt aus Windhoek zusammengebracht. Natürlich für eine Ausstellung in der Alten Post, aber eben auch menschlich: „Das passte einfach.“

 Lynette  Diegaardt lässt sich von Formen der Natur inspirieren.

Lynette  Diegaardt lässt sich von Formen der Natur inspirieren.

Foto: Helga Bittner

Was praktisch ist, denn Richter hat aus der namibischen Künstlerin kurzerhand einen „Artist in Residence“ der Alten Post gemacht und Diergaardt nicht allein zur Eröffnung der Ausstellung, sondern gleich für sechs Wochen eingeladen. Ob am Ende noch mal eine Schau steht? „Wir werden sehen“, sagen beide übereinstimmend. Fest steht, dass Diergaardt in diesen sechs Wochen zum Arbeiten im Atelier von Alwina Heinz an der Hansastraße untergebracht ist.

 Alwina Heinz’ Bilder „erzählen“ vom Menschen.

Alwina Heinz’ Bilder „erzählen“ vom Menschen.

Foto: Helga Bittner

Dass sich die beiden Künstlerinnen einer Generation zumindest schon mal gesehen haben, stellten sie aber erst vor zwei Tagen in Neuss fest. Heinz war damals als einzige europäische Künstlerin Teilnehmerin an einem mehrmonatigen Workshop in Windhoek, Diergaardt unterrichtete Kunst (und tut das immer noch) an der Uni Windhoek und hatte die Ausstellung der Workshop-Teilnehmer besucht.

Dass die Welt klein ist, zeigt sich nicht nur in diesem persönlichen Fall als Binsenweisheit, sondern überhaupt. Denn sowohl die von östlichen Philosophien und spirituellen Erfahrungen vor allem in Afrika geprägte Malerei von Alwina Heinz also auch die von den verschiedenen Kulturen Namibias und deren Natur inspirierten textilen Arbeiten von Lynette Diergaardt gehen von einem gemeinsamen Ursprung des Menschen aus. Und passen deshalb auch gut zusammen, wobei die Kunst der einen neben der der anderen unter dem Titel „vom ursprung zurück“ problemlos besteht.

Diergaardts Arbeiten zeigen vor allem die vielen unterschiedlichen kulturellen Einflüsse ihres Heimatlandes. Sie bedient sich für ihre Metapher bei Dingen aus der Natur: Blätter, Blüten, Zweige, Baumrinden, die sie trocknet, als solche vielleicht in der gewebten oder gedruckten Umsetzung nicht mehr erkennbar sind, aber Raum für Interpretationen lassen: Kann dieses ein Herz sein? Oder jenes ein Diamant? Ihre Bilder – und das sind sie – sind so vielschichtig wie das Land.

Auch Alwina Heinz thematisiert in ihren Arbeiten das große Ganze. Von der Entstehung (des Menschen) über die Einflüsse, die das Leben ausmachen, bis hin zu einer Form des Loslassens. Afrika und Indien seien die beiden Länder, die Alwina Heinz nicht nur immer wieder besucht, sondern auch den größten Einfluss auf ihr Leben, ihre Malerei haben, sagt Richter. Dafür stehen filigrane Linien, Wellen, die sich weg- und dann wieder auf den Menschen zubewegen. Als ob die Künstlerin fragen wollte: Was ist der Mensch? Was macht ihn aus? Wohin geht er? Woher kommt er? „Erzählbilder“ nennt Klaus Richter einige der Arbeiten. Stimmt. Jeder darf  seine eigene Geschichte darin finden.

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