Alte Post in Neuss Szenische Lesung zeigt die unbekannte Seite von Astrid Lindgren

Neuss · In einer Lesung beleuchten zwei Schauspielerinnen die unbekannte Seite von Astrid Lindgren. Wer die Schwedin nur als Kinderbuchautorin kennt, wird überrascht sein, kündigt Christiane Lemm an. Das sind die Termine in der Alten Post.

 Die Schwedin ist als Autorin bekannt.

Die Schwedin ist als Autorin bekannt.

Foto: dpa/Jörg Schmitt

In ihrer szenischen Lesung „Ich war wohl klug, dass ich dich fand" beleuchten die Schauspielerinnen Christiane Lemm und Petra Kuhles im Kulturforum Alte Post die unbekannte Seite von Astrid Lindgren. Vorlage sind die „Briefe einer Freundschaft", die sie von 1953 bis 1965 mit der Berlinerin Louise Hartung tauschte. „Zwei hoch gebildete Frauen, die in Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs Einblicke in ihr Leben, ihre Gedanken, Gefühle und Träume geben", sagt Christiane Lemm.

Wer die Schwedin nur als weltberühmte Kinderbuchautorin kenne, als Schöpferin der aufmüpfigen Pippi Langstrumpf und Erzählerin heiterer Geschichten in ländlicher Idylle, werde überrascht sein. „Sie war eine große Melancholikerin, ein scheuer Mensch", sagt die Schauspielerin, die mit Petra Kuhles schon viele literarische Programme präsentierte. Astrid Lindgren habe die Einsamkeit gesucht und sei nur in ihren Schreibperioden glücklich gewesen. Dafür wählte sie den Rückzug in ihr Sommerhaus auf einer Schäreninsel vor Stockholm. Die Briefe, veröffentlicht im Buch „Ich habe auch gelebt", entdeckte Christiane Lemm vor zwei Jahren in Berlin. „Es hat mich gefunden", sagt sie, „nun ist es unser Corona-Baby geworden."

In Berlin begegnete die verwitwete Astrid Lindgren ihrer Freundin zum ersten Mal. Louise Hartung arbeitete nach 1945 beim Hauptjugendamt und sorgte für die Veröffentlichung der schwedischen Kinderbücher in Deutschland. Jahrzehnte früher bewegte sie sich in Künstlerkreisen, kannte Chagall, Kandinsky, Klee, machte eine Gesangsausbildung und wirkte 1928 bei der Uraufführung der „Dreigroschenoper" mit. Die beiden Frauen unternahmen gemeinsame Reisen und blieben bis zu Louise Hartungs Krebstod 1965 eng verbunden.

Zunächst gibt es zwei Termine für die Lesung in der Alten Post: am Sonntag, 20. Juni, um 18 Uhr und am Mittwoch, 23. Juni, um 20 Uhr (Mehr Infos: www.altepost.de).

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