Neuss Alte Post feiert mit Freunden Jubiläum

Neuss · Das 25-jährige Bestehen des Kulturforums an der Neustraße war gestern Anlass für viele Freunde und Unterstützer, in die Alte Post zu kommen und zu feiern. Festredner war Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff.

 Die Redner der Feierstunde: Hans Ennen, Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, Christiane Zangs, Thomas Nickel und Klaus Richter (v.l).

Die Redner der Feierstunde: Hans Ennen, Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, Christiane Zangs, Thomas Nickel und Klaus Richter (v.l).

Foto: Woi

25 Jahre ist die Alte Post alt. Oder besser: jung. Denn nicht nur die derzeit laufende Ausstellung "Memory", sondern auch die vielen Aktionen rund um das Jubiläum signalisieren, dass beide Bereiche der Alten Post - die Schule für Kunst und Theater wie auch das Kulturforum in der Funktion als Städtische Galerie und Bühne - ständig in Bewegung sind, neue Strömungen in der Kunst wie im Schauspiel aufnehmen und weiterentwickeln.

 Alte-Post-Mitgründer Thomas Bandt ( l. ) freute sich über das Wiedersehen mit Künstler Ildefons Höyng. Die Darsteller des Musicals "Oliver!" (r.) gaben in der Feierstunde den weit über hundert Zuhörern eine Kostprobe ihres Könnens.

Alte-Post-Mitgründer Thomas Bandt ( l. ) freute sich über das Wiedersehen mit Künstler Ildefons Höyng. Die Darsteller des Musicals "Oliver!" (r.) gaben in der Feierstunde den weit über hundert Zuhörern eine Kostprobe ihres Könnens.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Den HipHop und das Graffiti haben die beiden Hauptverantwortlichen Hans Ennen (Leiter) und Klaus Richter (Künstler und Kurator) schon früh aus der Schmuddelecke geholt und zu einer Kunstform weiterentwickelt. Davon konnte sich auch gestern die große Gästeschar überzeugen, die erst am von Sprayerkünstlern (neu) gestalteten Kiosk draußen vorbeiging und drinnen eigentlich auch eine Vorführung aus der HipHop-Produktion "Dialog" erleben sollte. Allein die Erkrankung von zwei Darstellern machte einen Strich durch die Rechnung. Dagegen konnte das komplette Ensemble des Musicals "Oliver!", das am 20. September Premiere im Globe hat, einen überzeugenden Eindruck von der professionellen Bühnenarbeit der Alten Post und Kooperationspartner Musikschule vermitteln.

Neuss: Alte Post feiert mit Freunden Jubiläum
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Einer, der unter den Gästen keinesfalls fehlen durfte, ist Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff. Als Neusser Kulturdezernent hat er dem Aufbau der Alten Post den entscheidenden Schub gegeben. Dass er nun den Festvortrag hielt, war nur allzu nachvollziehbar. Allein der Titel zeigte, in welcher Richtung es gehen würde: "Kulturforum Alte Post - 25 Jahre Avantgarde für etwas, was heute in aller Mund ist: Kulturelle Bildung". Mag sperrig klingen, aber zeugt auch von jenem Bereich, dem auch Grosse-Brockhoffs großes Augenmerk als Kulturstaatssekretär in der NRW-Regierung Jürgen Rüttgers galt. Kinder und Jugendliche von Künstler unterrichten lassen - wie es in der Alten Post seit 25 Jahren geschieht.

Während Hans Ennen und Klaus Richter amüsant und fesselnd aus der Innensicht der Alten Post erzählten, Kulturdezernentin Christiane Zangs und der stellvertretende Bürgermeister Thomas Nickel den (kultur-)politischen Aspekt, Georg Ficke vom Förderverein den Mäzen in ihren Grußworten betonten, löste sich Grosse-Brockhoff von der Erinnerung und kam mit einer neuen Idee nach Neuss. Warum die Alte Post nicht wieder zur Avantgarde werden zu lassen und zu "dem" Kompetenzzentrum für Kulturelle Bildung in Neuss machen und "wie damals modellhaft und als Vorreiter über Neuss hinaus zu wirken?" Das wäre es, was er heute anders machen würde, erklärte er.

Er gönnte seinen damaligen Gegnern - die Alte Post hat Grosse-Brockhoff gegen viel Widerstand durchgesetzt - einen "späten Triumph" und würde heute ein weniger "elitäres" Konzept verfolgen, sondern das, das dann mit der Zeit Thomas Brandt und Hans Ennen auch praktiziert hätten: Sich nicht mehr so ausschließlich wie damals als "Zwischenschritt" zwischen Schule und Hochschulen zu verstehen. Um aus der Alten Post eine "Task Force Kulturelle Bildung" zu machen, brauche es Ausstattung und Personal. Dafür zu sorgen, sei Sache der Kommunalpolitik, sagte er und appellierte an den "lieben Herbert", den Traum von der neuen Avantgarde wahr zu machen.

(NGZ)
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