Neuss Alte Bunker-Bombe legt Nordstadt lahm

Neuss · 38 Minuten benötigten Mittwoch Vormittag die Bombenexperten Jost Leisten und Peter van Eck, um eine zehn Zentner schwere Fliegerbombe amerikanischer Bauart zu entschärfen.

 Diese Grafik zeigt die Gefahrenbereiche.

Diese Grafik zeigt die Gefahrenbereiche.

Foto: Stadt Neuss

Kurz nachdem sie den Aufschlagzünder herausgeschraubt hatten, hob Einsatzleiter Thomas Mathen vom städtischen Ordnungsamt sämtliche Sperrungen auf, die seit zehn Uhr das öffentliche Leben in einem großen Teil der Nordstadt förmlich zum Erliegen gebracht hatten.

Auch für Elisabeth Kempis, die seit 13 Jahren an der Pommernstraße und sozusagen direkt gegenüber der Bombe gelebt hat, war damit die Rückkehr in die eigenen vier Wände frei. Sie hatte schon seit Tagen beobachtet, wie der Fundort sondiert und für die Entschärfung hergerichtet worden war. Denn die Bergung einer Bombe ist auch eine organisatorische und logistische Herausforderung.

Am Anfang der Suche stehen ein erster Verdacht und die Datenbank der "National Collection of Aerial Photography" im schottischen Edinburg. Sie stellt der Bezirksregierung Düsseldorf Luftbilder alliierter Bomberpiloten aus dem Zweiten Weltkrieg zur Auswertung zur Verfügung. Im Fall Pommernstraße konnte nicht ausgeschlossen werden, dass noch tief im Erdreich ein "Blindgänger" liegt. Was folgte waren Suchbohrungen bis in eine Tiefe von acht Metern. Mit Hilfe von Sonden, so erklärt Matthias Eckert von der Firma Kampfmittelbeseitigung in Oldenburg, wurde der Untergrund durch diese Bohrlöcher untersucht — und ein großer metallischer Körper festgestellt. Nachdem vergangene Woche ein Baum über dem verdächtigen Fund entfernt worden war, wurde die in vier Metern Tiefe liegende Bombe freigelegt und das Fundloch mit einem Metallzylinder vor nachrutschendem Erdreich gesichert.

Was danach zu tun war, erledigte Mittwoch der Kampfmittelräumdienst. Die identifizierten die Bombe als halb-panzerbrechende Waffe, die auch Bunkerziele zerstören kann. Und davon gab es im Anflug auf den wichtigen Neusser Bahnhof doch einige. Der unschädlich gemachte Fund wurde geborgen, abtransportiert und wird in einer Spezialfirma beseitigt.

Parallel mit dem Freilegen der Bombe lief am Dienstag auch die Organisation zur Evakuierung des engeren und die Sperrung eines weiteren Gefahrenbereiches an. "Rund 2500 Bewohner mussten den engeren Gefahrenbereich bis spätestens 10 Uhr verlassen", berichtet Einsatzleiter Mathen. Rund 40 von ihnen, die keine andere Zuflucht haten, wurden im Thomas-Morus-Haus an der Adolfstraße aufgenommen und dort von Maltesern und Johannitern verpflegt.

Der weitere Gefahrenbereich wurde ab dieser Zeit gesperrt. Insgesamt ordnete das Amt für Verkehrslenkung 35 Straßensperren an, nur Busse der Stadtwerke durften noch bis 11.30 Uhr auf ihren Routen fahren, bevor sie auf Umleitungsstrecken auswichen. Die bis zu 15 Minuten Verspätung, die sich so im Linienverkehr aufstauten, waren nach Auskunft von Stefan Rose gut eine Stunde später schon wieder aufgeholt. Die Regiobahn stellte den Verkehr zwischen Hauptbahnhof Neuss nd Ikea kurzfristig ganz ein. Die sieben Schulen im Gefahrenbereich blieben geschlossen, viele Geschäfte öffneten verspätet.

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