Neuss Allianz für Bahnhofs-Streifen vor dem Aus

Neuss · 2007 schlossen die Neusser Polizei, Bundespolizei, Deutsche Bahn AG und die Stadt eine Ordnungspartnerschaft in Sachen Hauptbahnhof, um dem "Angstraum" entgegenzuwirken - eine Partnerschaft, die so nicht mehr existiert.

 Besonders in der Dunkelheit fühlen sich Bahngäste am Neusser Hauptbahnhof häufig unwohl.

Besonders in der Dunkelheit fühlen sich Bahngäste am Neusser Hauptbahnhof häufig unwohl.

Foto: andreas woitschützke

Es waren deutliche Worte, die Heinz-Walter Tieves, Leiter der Polizeiwache Neuss, im vergangenen Hauptausschuss Ende April von sich gab. Im Rahmen der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik machte der Erste Polizeihauptkommissar auf eine aus seiner Sicht negative Entwicklung aufmerksam. "Es waren nicht wir, die die Ordnungspartnerschaft haben einschlafen lassen", sagte Tieves.

Rückblick: Im Oktober 2007 schlossen die Neusser Polizei, Bundespolizei, Deutsche Bahn AG und die Stadt Neuss eine Ordnungspartnerschaft für den Hauptbahnhof, um an diesem "Angstraum" Präsenz zu zeigen und so Straftaten zu verhindern. Der Hauptbahnhof sollte zu einem besonderen "Betreuungsbereich" werden, wie es Helmut Witzke, damaliger Leiter der Polizeihauptwache Neuss, formulierte. Dienstpläne der Behörden sollten untereinander ausgetauscht werden, um so die Kontrollen besser koordinieren zu können. Ähnlich wie bereits bei der kommunalen Ordnungspartnerschaft zwischen Polizei und Ordnungsamt sollten auch gemischte Streifen mit Besetzung aus den jeweiligen Behörden vor Ort sein, um Drogenhandel, Schmierereien, Fahrrad- und Autodiebstähle und nicht zuletzt Gewaltdelikte besser im Blick zu haben.

Jene Ordnungspartnerschaft ist im Laufe der Jahre jedoch zusammenschrumpft. Sowohl Deutsche Bahn als auch Bundespolizei haben sich aus der Kooperation zurückgezogen. "Mittlerweile gehen nur noch das Ordnungsamt und die Kreispolizeibehörde Neuss am Hauptbahnhof Streife. Dies wurde uns vor längerer Zeit auch so mitgeteilt", sagt Tobias Spange, Pressesprecher der Stadt Neuss.

Ein Bahnsprecher bestätigt: "Diese Ordnungspartnerschaft wird aktuell nicht gelebt. Nach Einschätzung der Landespolizei sind am Neusser Hauptbahnhof derzeit keine Maßnahmen erforderlich." Nach Angaben der Bahn habe es zuvor wöchentliche Treffen zwischen den Beteiligten gegeben.

Die Gemengelage scheint bei den Beteiligten nicht ganz klar zu sein. Denn die Pressestelle der Kreispolizei widerspricht der Darstellung, dass die Bundespolizei sich aus der Kooperation zurückgezogen habe. "Die Ordnungspartnerschaft zwischen Landespolizei sowie der Stadt Neuss und der Bundespolizei besteht weiterhin. Die Streifen werden daher nach unserem Kenntnisstand durch alle Beteiligten flexibel und lageangepasst umgesetzt", teilte Sprecherin Diane Drawe auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Der Austausch der Beteiligten sowie die Zusammenarbeit sei im Hinblick auf die Sicherheit der Bahnnutzer von großer Bedeutung. Signifikante Auffälligkeiten im Zusammenhang mit Straftaten seien in diesem Bereich durch die Polizei jedoch nicht festgestellt worden.

Für Thomas Kaumanns, CDU-Jugendpolitiker, herrscht dennoch großer Handlungsbedarf im Bereich des Hauptbahnhofs. "Das Wort ,Angstraum' trifft es ganz gut", sagt der Christdemokrat, "ich kenne viele Leute, die sich abends nicht mehr dorthin trauen."

(NGZ)
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