Neuss "Alle Säbel aus dem Zelt"

Neuss · Die Bruderschaft "Peter und Paul" in Rosellerheide-Neuenbaum lässt erstmals nach ihren Umzügen keine Säbel mehr im Festzelt zu. Andere Schützenvereine setzen das neue Waffengesetz weniger strikt um.

 Auch der Neusser Jägermajor Hans-Jürgen Hall darf seinen Säbel nur zur Parade ziehen. Im Festzelt sollte er ihn an der Garderobe deponieren.

Auch der Neusser Jägermajor Hans-Jürgen Hall darf seinen Säbel nur zur Parade ziehen. Im Festzelt sollte er ihn an der Garderobe deponieren.

Foto: Archiv

Wenn morgen auf der Neusserfurth das Volks- und Heimatfest startet, denken wohl die wenigsten an das Waffengesetz. Doch einige Neuerungen betreffen auch das Schützenwesen.

"Säbel dürfen nur mit Ausnahmegenehmigung bei Umzügen getragen werden und müssen ansonsten unter Verschluss gehalten werden", informiert Gerhard Leichter, verantwortlich für Waffenwesen bei der Kreis-Polizeibehörde. Jede Bruderschaft ist für die Umsetzung der Gesetze selbst verantwortlich. "Bei uns sind die Säbel im Festzelt ständig unter Aufsicht", versichert Rolf Stein, Präsident der St. Sebastianus-Bruderschaft Neuss-Furth.

Noch strenger befolgt in diesem Jahr die Bruderschaft St. Peter und Paul in Rosellerheide-Neuenbaum die Vorschrift: Wer zum Schützenfest Mitte Juni einen Säbel trägt, darf diese "Blankwaffe" erstmals nicht mit ins Festzelt nehmen. "Ich händige meinen Säbel einem Zugkollegen aus, der neben der Festwiese wohnt. Der sammelt all unsere Waffen ein und bringt sie nach Hause", sagt Bezirks-Schießmeister Wilfried Schlösser aus Rosellerheide. "Früher lagen die Säbel offen auf den Tischen – heute achten wir auf die strengeren Vorschriften."

Damit haben es Schützen auf dem Dorf einfacher, können ihre Waffen schnell nach Hause oder zu einem Kollegen ins Auto bringen, bevor die Feierlichkeiten losgehen. Beim großen Neusser Schützenfest sind die Dimensionen und somit auch die Möglichkeiten des "unter Verschluss-Haltens" andere: Mehr als 6500 Schützen ziehen zur Parade am Sonntag über den Markt. "Allein die Schützenlust besteht aus 90 Zügen, je drei Schützen tragen Säbel; das macht 270 Waffen", rechnet Oberschützenmeister Martin Flecken vor. "Es ist unmöglich, diese zu einem Schützen ins Haus zu bringen oder eine Person für deren Überwachung zu beauftragen." Vielmehr weist er seinen Kollegen an, die Waffe an der Garderobe abzugeben oder zumindest eine "visuelle Kontrolle" sicher zu stellen Flecken selbst hat bei der Polizei die Ausnahmegenehmigung zum Tragen der Säbel und Hirschfänger für insgesamt rund 300 Züge eingeholt – das Papier gilt für fünf Jahre.

Verändern mussten die Schützenvereine auch das Schießen ihrer Edelknaben. Denn die Altersgrenzen für Luftgewehr und Armbrust wurden angehoben auf zwölf Jahre. "Seit 2008 erst gilt die Armbrust als Schusswaffe", erklärt Leichter. "Daher wird der König unter den Edelknaben vielerorts jetzt mit Lasergewehren ermittelt, die nicht als Waffen gelten." So auch in Rosellerheide. Beim Further Schützenfest wiederum werfen die Kleinen Pfeile.

(NGZ)
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