Neuss Algenpest am Jröne Meerke zu erwarten
Neuss · Der See in der Nordstadt ist Naherholungsbiet, Anglerquartier und Heimat vieler auch geschützter Wasservögel. Viele Nutzungen, viele Probleme, wie die Algenpest 2012 zeigte. Einer Lösung ist die Stadt heute aber keinen Schritt näher.
Ein Algenteppich auf dem "Jröne Meerke", Tierkot auf den Wiesen am Ufer und dem Kinderspielplatz und eine zu große Anzahl vor allem von Gänsen an dem kleinen See: Diese Bilder des Vorjahres könnten sich wiederholen. Denn obwohl im vergangenen Sommer unter dem Eindruck dieser Probleme ein "Runder Tisch" etabliert wurde, ist nichts weiter passiert.
Deutlich wurde das gestern im Umweltausschuss, dem die Ergebnisse des 2011 in Auftrag gegebenen Gewässergutachtens vorgelegt wurden. Das lässt zumindest in der Frage der Ursachen der Algenblüte und der anderen Randerscheinungen keine Zweifel mehr zu: Ein "Massenaufkommen an Wasservögeln" hat durch seine Hinterlassenschaften ganz wesentlich dazu beigetragen, dass dieses stehende Gewässer viel zu nährstoffreich ist. Diese Eutrophierung des Gewässers, wie das Fachleute nennen, war die Basis für das explosionsartige Algenwachstum 2012. Und auch den hohen Besatz an Wasservögeln kann der Gutachter erklären: Er ist "als Folge der massiven Fütterung zu betrachten."
Das klingt nach einer einfachen Lösung: Füttern verbieten und die Zahl der Wasservögel reduzieren! Doch das Problem ist komplexer. So konnte Stefan Diener als Grünflächenamtsleiter nur Hinweise anbieten, aber keine Lösung. Im April soll noch einmal ein "Runder Tisch" zusammenkommen und — sobald die Verwaltung eine Stoßrichtung erkennen kann — das Thema erneut im Ausschuss beraten werden.
Im vergangenen Jahr hatte die Situation schnell beruhigt werden können, weil wenige Wochen nach der Algenblüte, die das Problem für alle offenbar machte, die Gänse als deren Mitverursacher in die Winterquartiere zogen. Doch in diesen Tagen kehren sie zurück — und die Zahl der offenen Fragen ist noch groß.
Fest steht, dass vor allem die Schneegänse, die in ganz Westeuropa allein am Meerke in größerer Population brüten, weder bejagt, noch "umquartiert" werden dürfen und auch die Gelege tabu sind. Das schränkt die Möglichkeiten der Verwaltung ein, doch gibt es noch andere Dinge. Um das Füttern zu unterbinden, wird derzeit allein auf die Wirkung von Hinweistafeln gesetzt. Die Möglichkeit, Bußgelder zu verhängen, besteht nicht, weil in der städtischen Gartensatzung kein Fütterungsverbot festgesetzt ist. Noch nicht, wie Diener erklärt.
Weil zu dem großen Nährstoffeintrag im See auch das Anfüttern der Fische durch Angler beiträgt, wurde gestern sogar von einem befristeten Angelverbot gesprochen. Faktisch aber gilt Anfüttern als waidgerecht und ist zulässig. Eine Reduzierung müsste notfalls über den Pachtvertrag mit dem Angelverein durchgesetzt werden, hieß es.
Ob die Wasserqualität in dem zuflusslosen Baggerloch durch Belüftung oder Klärwerkstechnik verbessert werden kann, ist ebenfalls ein Punkt weiterer Überlegungen.
Der Gutachter regt an, Gänsen und Erholungssuchenden unterschiedliche Zonen am See "zuzuweisen". Ein Angebot für ein solches "Gänsemanagement"-Konzept liegt der Verwaltung vor, vergeben wurde der Auftrag dazu noch nicht.