Neuss Ärger über Park-Chaos am Jobcenter

Neuss · Das neue Jobcenter wurde am Bahnhof gebaut, damit Mitarbeiter und Klienten die Behörde leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können. Diese Rechnung geht nicht auf, wie das tägliche Durcheinander vor Ort zeigt.

 Spätestens um 11 Uhr ist rund um das neue Jobcenter kaum noch ein Durchkommen. Die Stadt hofft, dass sich die Situation mit dem Bau einer neuen Erschließungsstraße zum Weissenberger Weg entspannt.

Spätestens um 11 Uhr ist rund um das neue Jobcenter kaum noch ein Durchkommen. Die Stadt hofft, dass sich die Situation mit dem Bau einer neuen Erschließungsstraße zum Weissenberger Weg entspannt.

Foto: NN

Eine Behörde mit viel Publikumsverkehr, 230 Mitarbeitern und nicht einmal 100 Parkplätzen — kann das gutgehen? Zur Beantwortung der Frage würde Torsten Jenett jedem Interessierten einen Vormittags-Spazierung zum neuen Jobcenter an der Karl-Arnold-Straße empfehlen — wenn das nicht so gefährlich wäre.

Denn weil spätestens ab elf Uhr alle Gehwege zugeparkt sind, müssen direkt hinter dem Neusser Hauptbahnhof die Fußgänger oft in den Straßenraum ausweichen, den sie sich auch mit den Schwerlasttransporten teilen, die das Werk des Schraubenherstellers Ruia beliefern.

Als das Jobcenter direkt am Hauptbahnhof geplant und gebaut wurde, gab es dafür zwei Gründe: Das städtebauliche Sorgenkind-Quartier sollte belebt und das neue Jobcenter auch für all jene Klienten leicht erreichbar sein, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind. Das erste Ziel wurde erreicht — aber anders, als es sich die Anwohner des angrenzenden Quartiers "Südliche Furth" das vorgestellt hatten. Und angesichts ihrer zugeparkten Wohnstraßen mögen sie auch nicht glauben, dass die Masse der Hilfesuchenden mit Bus und/oder (Straßen)-Bahn kommt.

Das städtische Amt für Verkehrslenkung überwacht die Situation vor Ort inzwischen jeden Tag, wie Norbert Jurczyk, der stellvertretende Amtsleiter, berichtet. Auch das Abschleppen von Autos wurde bereits mehrfach angeordnet, allerdings nie nur deshalb, weil die ausgeschilderten Halteverbote ignoriert wurden. "Wir werden nur im konkreten Fall tätig", sagt Jurczyk. Der tritt zum Beispiel ein, wenn ein Lastwagen die Ruia-Werkseinfahrt am Weissenberger Weg ansteuert und sich schon beim Abbiegen von der Zufuhrstraße festfährt, weil Jobcenter-Mitarbeiter oder Besucher bis in die enge Kurve hinein alles zugeparkt haben.

Bauordnungsrechtlich sei dem Jobcenter kein Vorwurf zu machen, stellt Jurczyk fest. "Was an Stellplätze zu fordern war, ist erfüllt", sagt er mit Blick auf 21 Stellplätze im Erdgeschoss und 63 weitere Parkplätze in der Tiefgarage, die mit dem zwölf Millionen Euro teuren Neubau entstanden. Dabei sind die 21 Erdgeschoss-Parkplätze nach Angaben von Jobcenter-Sprecher Christoph Janssen den Besuchern vorbehalten.

Um die Situation zu entzerren, habe die Stadt Gespräche zwischen dem Jobcenter und Kay Schloßmacher vermittelt, dem Inhaber des Trödelmarktes Gare du Neuss in den direkt benachbarten alten Frachthallen. Er verfügt dort über 100 Stellplätze, die er seit dem Sommer bewirtschaften lässt, nachdem sich Dauerparker breit gemacht hatten. "Eine Flächenreserve", so Jurczyk, die das Jobcenter vielleicht wochentags anmieten könnte.

Die Stadt hofft, dass sich die Situation entspannt, wenn im Februar die neue Erschließungsstraße fertig ist, die 19 weitere Parkplätze bringen wird. Dafür aber wird der Weissenberger Weg bis zum Bahnhof gesperrt und autofrei.

(NGZ)
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