Neuss Abiturient betreibt eine eigene Wetterstation

Neuss · Der 27. Juni ist als Siebenschläfertag bekannt. So, wie das Wetter heute ist, soll es die nächsten sieben Wochen bleiben. Hobbymeteorologe Jonas Schreier weiß, dass das nicht zu 100 Prozent stimmt.

 Jonas Schreier hat seinen Temperatur- und Luftfeuchte-Sensor an einem drei Meter hohen Mast im heimischen Garten stehen.

Jonas Schreier hat seinen Temperatur- und Luftfeuchte-Sensor an einem drei Meter hohen Mast im heimischen Garten stehen.

Foto: Woitschützke

Auf dem Dach dreht sich der Windmesser in der leichten Brise, an einem gut drei Meter hohen Mast befestigt thront ein Temperatur- und Luftfeuchte-Sensor über dem kleinen Garten in Allerheiligen. An der Laube befindet sich der beheizte Regenmesser, unscheinbar ist knapp über dem Boden das Bodenmessgerät angebracht. Herzstück der kleinen Anlage aber ist die Wetterstation im Wohnzimmer. Im Wohnzimmer wohlbemerkt, nicht in einem Büro, denn die Anlage wird privat von Jonas Schreier betrieben.

Der 18-jährige Abiturient misst seit 2008 Temperatur, Wind, Regentage, Sonnenstunden und mehr und verarbeitet die Daten zu Statistiken. Aus Erfahrung weiß er, was es mit dem heutigen Siebenschläfertag auf sich hat.

"Es gibt die Bauernregel, dass das Wetter so, wie es am 27. Juni — dem Siebenschläfertag — ist, auch die nächsten sieben Wochen bleibt", erklärt Jonas Schreier. "Das funktioniert so natürlich nicht ganz, aber ganz abwegig ist es auch nicht." Denn: Ein Regentag mache noch nicht die kommenden Wochen fest. "Tatsächlich ist es aber so, dass in zwei Dritteln aller Fälle das Wetter so, wie es in der ersten Juliwoche ist, bleibt. In dieser Zeit nämlich stabilisiert sich die Großwetterlage. Da ist dann also schon was dran." In diesem Jahr allerdings, sagt der Abiturient, sei es gar nicht so leicht, eine Prognose zu geben. Zu unbeständig und wechselhaft sei das Wetter.

Im Alter von acht Jahren bekam Jonas Schreier seine erste Wetterstation vom Großvater geschenkt. Schon damals war der junge Neusser ganz begeistert von Tornados. Seit er 13 Jahre alt ist, sammelt er die Daten und veröffentlicht sie auf seiner Internetseite. Die zahlreichen Geräte im Garten hat er ebenfalls seit fünf Jahren und hat sie zwischenzeitlich aufgerüstet. "Für den Windmesser auf dem Dach musste ich etwas kämpfen, damit ich ihn dort anbringen durfte. Aber schlussendlich haben meine Eltern sogar den Mast gesponsert."

Zum heutigen Siebenschläfertag schaut Jonas in seine gesammelten Daten — und überrascht: "Bisher ist der Sommer 2013 mit seinen Temperaturen im Mittel. Der Juni war sogar recht trocken. Den Leuten kommt es aber so vor, als hätten wir in diesem Jahr einen sehr schlechten Juni gehabt, weil sich die Sonne nicht so oft hat blicken lassen. Es war halt meistens eher zugezogen." Seine Prognose für den diesjährigen Sommer: "Ich denke, das Wort ,wechselhaft' beschreibt es am besten. Ich glaube, dass sich weiterhin heiße Tage mit Regentagen abwechseln werden. Aber es kann auch alles ganz anders kommen."

Wenn es um die Temperaturen geht, wollen auch Jonas' Freunde des öfteren einen Rat. "Ich habe einen Freund, der gerne angelt, und der will dann immer genau wissen, wann das Wetter dafür ideal ist." Für drei Tage könne er das ganz gut einschätzen, alles darüber hinaus sei aber eher unsicher. Ab dem Herbst möchte Jonas in Köln Meteorologie und Geophysik studieren. Zurzeit wartet er auf die Zusage. "Klappt das nicht, würde ich Informatik studieren — aber ich bin ganz zuversichtlich." Großer Traum des Neussers: Irgendwann einmal den Tornados ganz nahe kommen.

(NGZ/rl)
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