Städteparnerschaft Neuss-Châlons Die „Goldhochzeit“ der Partnerstädte

Neuss/Châlons · Vor 50 Jahren wurde das französische Châlons und Neuss Städtepartner, Freunde wurden sie seitdem. Am Samstag wurde der Freundschaftsbesuch aus Anlass des Goldjubiläums mit einem Festakt gekrönt.

Neuss: Seit 50 Jahren Neuss und Chalons
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Das waren die Feierlichkeiten zu 50 Jahren Neuss-Chalons

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Foto: Andreas Woitschützke

Schon 15 Mal ist Bruno Bourg-Broc den weiten Weg aus Châlons nach Neuss gekommen, doch selten wohl trat der heutige Ehrenbürgermeister die Reise lieber an als am vergangenen Wochenende. Denn zur Feier der Goldhochzeit beider Städte, wie Bürgermeister Reiner Breuer als Gastgeber das zu feiernde 50-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft bezeichnete, wurden die Honoratioren der französischen Partnerstadt von einer großen Jugendgruppe begleitet. Ob auch sie am Sonntag mit der Einsicht „Eigentlich sind die Deutschen doch ganz nett“ abreiste?

Von seiner Mutter hatte Bourg-Broc diesen Satz gehört, als er sie 1982 zu einem Partnerschaftstreffen mitnahm und bei einer älteren Neusserin einquartierte. Beide Frauen hatten den Weltkrieg erlebt, beide konnten sie die Sprache der jeweils anderen nicht. Aber die Sprache des Herzens führte sie zusammen, sagt Bourg-Broc – und danach habe er von seiner Mutter nie wieder ein Schimpfwort über die Nachbarn im Osten gehört. So räumt persönliches Erleben mit Vorurteilen auf.

Um genau solche Dinge ging es, als Neuss und Châlons 1972 die Urkunden austauschten, die sie zu Partnern im Dienst der Völkerverständigung machten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Städtepartnerschaften seien noch immer der Nährboden für Freundschaft und Bindemittel in einer Zeit, wie es Etienne Sur formulierte, in der nationalistische Strömungen wieder Zulauf erhielten. Diesem Denken in Grenzen stellte der neue Generalkonsul in seiner ersten Rede auf deutschem Boden die Notwendigkeit zu internationalem Handeln gegenüber. „Als Europa“, sagte er am Samstagabend beim Festakt im Zeughaus mit Blick auf Herausforderungen wie den Klimawandel“, „können wir nur gemeinsam gewinnen – oder wir verlieren alle.“

Bourg-Broc, auch als Abgeordneter in der Nationalversammlung immer ein Verfechter der deutsch-französischen Freundschaft, war am Samstag zwar der Partnerschaft-Veteran unter allen Gästen. Aber er wie auch Breuer konnten und wollten viele andere Namen von Menschen nennen, die diese Partnerschaft mit Leben füll(t)en. Den von Alt-Bürgermeister Berthold Reinartz etwa, der anwesend war, oder den von Magda Holzberg vom Deutsch-Französischen Kulturkreis. Sie schlüpfte für einen kleinen Sketch in das Kostüm des Stadtpatrons um mit Martine Lebas, der Vorsitzenden des Vereins Ami C´allemande, als „Quirina und Marianne“ Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten beider Städte herauszustellen.

Der Festakt war Höhepunkt eines dreitägigen Programms, das einen rheinischen Altbierabend genauso einschloss wie einen Besuch im Stadtarchiv, wo Jens Metzdorf über die Spuren der napoleonischen Zeit im Rheinland referiert und vor allem den Modernisierungsimpuls erwähnte, den die Franzosenzeit Neuss brachte.

Für die jugendlichen Teilnehmer der Delegation hatte Umut Ali Öksüz von den Interkulturellen Projekthelden gemeinsam mit Vertretern zweier Schulen ein eigenes Programm auf die Beine gestellt. In dieser Hinsicht solle noch mehr geschen, kündigte Hakan Temel als Vorsitzender des Partnerschaftskomitees an.

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