Neuss 50 Jahre Rheinwerk: Feier vertagt

Neuss · In Neuss wird seit einem halben Jahrhundert Aluminium hergestellt. Eigentlich ein Grund zu feiern, doch die Politik setzt nicht um, was das Werk retten kann.

 Wollen an einem Strang für das Rheinwerk ziehen: Hermann Gröhe, Rüdiger Faltin (Hydro-Energiemanager), Garrelt Duin und Oliver Bell (v.l.)

Wollen an einem Strang für das Rheinwerk ziehen: Hermann Gröhe, Rüdiger Faltin (Hydro-Energiemanager), Garrelt Duin und Oliver Bell (v.l.)

Foto: Woitschützke, Andreas

Wenn der 50. Geburtstag mitten in die schlimmste Krise fällt, bleibt die ganz große Feier aus. So war es am Samstag auch beim Neusser Rheinwerk des Hydro-Konzerns. Dort wartet man noch immer darauf, dass die Bundesregierung die EU-Richtlinien für Kompensationszahlungen an die energieintensiven Industrien in geltendes Recht umsetzt. So geriet die Jubiläumsfeier zur politischen Kundgebung.

Am 30. Oktober 1962 wurde in Neuss die erste Elektrolyse-Anlage zur Aluminium-Produktion eingeschaltet. Seitdem ist das Werk zu einem wichtigen Bestandteil der Neusser Wirtschaftslandschaft geworden. Zuletzt lief es aber drei Jahre lang mit nur 20 Prozent seiner Kapazität im Notbetrieb. Die Zukunft war ungewiss, eine Schließung nicht unwahrscheinlich. Im September wurde dann die Rettung verkündet, gestützt auf veränderte Rahmenbedingungen der Politik.

Auf deren rasche Umsetzung drängte Hydro-Konzernvorstand Oliver Bell beim Geburtstag am Samstag: "Noch ist die Geburtstagstorte nicht verdient. Wir erwarten immer dringlicher, dass die Bundesregierung die CO²-Kompensationen im Strompreis umsetzt."

Sein Appell richtete sich vor allem an CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe (CDU) und NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD), die zur Jubiläumsfeier gekommen waren. Beide versprachen, für das Rheinwerk zu kämpfen. "Fragen sie mal Frau Merkel und meine Fraktions-Kollegen, bei welchem Thema ich am meisten nerve", sagte Gröhe und lieferte die Antwort gleich mit: beim Rheinwerk.

Denn im Verbund mit Alunorf und dem Grevenbroicher Walzwerk sichere es viele gute Arbeitsplätze im Kreis. Duin sagte: "Über ein Viertel unseres Wohlstands hängt an der Industrie, indirekt sogar mehr als die Hälfte." Er versprach: "Diese Landesregierung wird nicht tatenlos zusehen, wenn Unternehmen hier Werke schließen." Gröhe und Duin versprachen, sich für die Freigabe der Gelder einzusetzen, die schon seit 2009 bereitstehen. Der Konzern kündigt für den Fall an, das Werk wieder hochzugefahren. Die Feier mit der Belegschaft werde dann nachgeholt.

(jahu/url/top)
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