Neuss 475 Feuerwehr-Einsätze nach Sturm "Ela"

Neuss · Der Sturm "Ela" hat gezeigt, wie wichtig eine personell gut ausgestattete Feuerwehr ist. Auch deswegen bemüht sich die Neusser Wehr um Nachwuchskräfte, die sich für den ehrenamtlichen Einsatz und die Ausbildung interessieren.

 Die Feuerwehr rückte zum Aufräumen mit schwerem Gerät an - 120 Mal mussten die Kettensägen der Wehr nachgeschärft werden.

Die Feuerwehr rückte zum Aufräumen mit schwerem Gerät an - 120 Mal mussten die Kettensägen der Wehr nachgeschärft werden.

Foto: woi

Rund einen Monat nach dem Pfingststurm "Ela" hat die Neusser Feuerwehr Bilanz gezogen. 475 Einsätze leisteten die Feuerwehrleute innerhalb von vier Wochen, um Sturmschäden zu beseitigen. 198 Mal kam die Drehleiter zum Einsatz. Besonders gefragt: Die 37 Kettensägen. Sie verbrauchten 3300 Liter Kraftstoff und mussten von den Mitarbeitern 120 Mal nachgeschärft werden.

"In der Intensität habe ich das noch nie erlebt", sagt Feuerwehrleiter Joachim Elblinger, der am Samstag, bei einem Informationstag der Neusser Wehr, um Nachwuchskräfte warb. Der Orkan Kyrill im Jahr 2007 sei "ganz anders" gewesen. "Das Schadensausmaß ist dieses Mal viel schlimmer", erläutert Elblinger. Die reinen Zahlen seien auch gar nicht vergleichbar, meint der 46-Jährige, der das an einem Beispiel verdeutlicht: Allein auf der Stresemannallee seinen etliche Bäume umgeknickt, die allesamt beseitigt werden mussten. In der Feuerwehr-Statistik wurde das jedoch als einzelner Einsatz vermerkt. "Was unsere Jungs geleistet haben, war beeindruckend", sagt der Feuerwehrchef. Aber auch andere Hilfsorganisationen hätten viel geleistet. Allen voran das Technische Hilfswerk (THW), das eine Woche lange auf der Neusser Hauptwache war, um die Feuerwehr zu unterstützen. Dafür gab es sogar extra Dienstpläne für die Ehrenamtler.

Rund 5000 Stunden leisteten die Freiwilligen alleine bei der Feuerwehr. "Ohne Ehrenamt würden wir heute noch mit den Erstfolgen kämpfen", verdeutlicht Elblinger die Lage. Mit Anzeigen bei sozialen Netzwerken und Infotagen wie dem am Samstag möchte die Feuerwehr nun weitere Ehrenamtler gewinnen. "Unsere Gesellschaft hat sich verändert", sagt Oberbrandmeister Florian Korthauer (31). "Es ist schwerer, Leute zu erreichen und dauerhaft für ein Ehrenamt zu gewinnen." Dabei sei genau das für die Feuerwehr wichtig. Noch könnten die Ehrenamtler alle Einsätze bewältigen. "Wenn in vier Jahren ein gut ausgebildeter Kamerad aufhört, müssen wir jedoch heute schon seinen Nachfolger anlernen", erklärt Korthauer.

18 000 Neusser hat die Anzeige bei Facebook erreicht. Zum Infotag kamen allerdings nur drei Interessierte. Dafür zeigten sich diese allerdings schon sehr entschlossen, sich auf Dauer bei der Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren. Etwa Gerhard Börner. Der 46-jährige Berliner kam 2009 mit seiner Familie nach Neuss. Nun sucht er ein Hobby. "Da dachte ich mir, bevor ich Blödsinn mache, gehe ich lieber zur Feuerwehr", sagt er schmunzelnd. "Da bleibe ich körperlich und geistig fit und kann Anderen helfen." Am Samstag nutzte er den Infotag, um Fragen zu klären. Etwa zu Ausbildung, Geräten und Schutzkleidung. Aber auch zu der psychologischen Betreuung nach belastenden Einsätzen ("meine Frau meinte, ich soll das mal fragen"). Nun will Börner ein paar Übungen der Feuerwehr besuchen, um bessere Eindrücke zu sammeln. Vielleicht hilft er dann schon beim nächsten großen Orkan mit, die Schäden zu beseitigen. Dann hätten alle was von seinem neuen Hobby.

(NGZ)
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