Neuss 3M vernetzt Auto, Fahrbahn und Schilder

Neuss · Das Unternehmen stellt auf der IAA in Frankfurt seine Lösungen für autonomes Fahren und Sicherheit im Verkehr vor.

 Die Straße wird vernetzt.

Die Straße wird vernetzt.

Foto: Getty/EMS-FORSTER-PRODUCTIONS /3M

Es ist ja nicht nur das Auto. Wenn es um Mobilitätskonzepte der Zukunft und autonomes Fahren geht, dann gilt es auch, für eine entsprechende Infrastruktur zu sorgen. Neben dem Auto rückt die Straße in den Fokus. Der Multitechnologiekonzern 3M hat Lösungen erarbeitet, Verkehrsschilder und Fahrbahnmarkierungen mit maschinenlesbaren Daten zu versehen. Die Forschungsergebnisse werden heute auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt vorgestellt. An der Entwicklung der neuen Technologie, die selbstfahrenden Autos eine bessere Orientierung ermöglichen und dadurch die Sicherheit erhöhen soll, hat auch ein Forscher-Team aus der 3M-Zentrale in Neuss mitgearbeitet. In den vergangenen beiden Jahren wurde die Entwicklung vorangetrieben.

Markus Lierse ist einer der 3M-Forscher aus Neuss, die zusammen mit einem internationalem Team unter Federführung von Kollegen in den USA daran mitgewirkt haben. Der Forschungsstandort in der Quirinusstadt hat zum Beispiel seine Kompetenzen im Bereich Retroreflexion und optischer Filme eingebracht. Die grundlegende Idee: Unsichtbare Barcodes sollen in Zukunft über Tempolimits und Straßen- beziehungsweise Fahrbahnsperrungen informieren und Koordinationsdaten übermitteln. "Sie sind maschinenlesbar, aber für das menschliche Auge unsichtbar", erklärt Lierse. Die Technologie ergänzt bereits vorhandene Kamera- und GPS-basierte Systeme und soll autonomes Fahren auf vernetzten Straßen sicherer machen.

Fachleute sprechen von der "Car-to-Infrastructure-Kommunikation". Sie soll zum Beispiel greifen, wenn wegen einer Baustelle eine Fahrspur gesperrt ist. Auch wenn es nur eine kurzfristige Sperrung ist, braucht ein autonom fahrendes Auto entsprechende Informationen. Zudem kann die Technik an den Computer, der das Fahrzeug steuert, vorausschauend Daten übermitteln - zum Beispiel über eine Fahrbahnverengung, die erst in zwei, drei Kilometern auftritt, aber eingeplant werden muss.

Bei der Arbeit haben die 3M-Forscher auch viele Kniffe beachten müssen. Sie standen dabei in ständigem Austausch mit ihren Kollegen in anderen Ländern, zum Beispiel über sogenannte Conference Calls. "Im Grunde gab es zwei Aufgabenstellungen: die Lösung für Verkehrsschilder einerseits, die für Fahrbahnmarkierungen andererseits", erklärt Lierse. Vor allem müssen die Lösungen dabei sicher sein. Die Systeme setzen daher auf Redundanz, also die Wiederholung von Informationen, um sie zu verifizieren. Hinzu kommen witterungsbedingte Herausforderungen. Die Lösungen von 3M sollen schließlich auch bei Regen, Nebel und Schnee funktionieren. Und sie selbst sollen keinen Strom, keine Elektronik und kein GPS benötigen.

Getestet werden die Materialien bereits. Unter anderem hat 3M eine Teststrecke in Michigan (USA) eingerichtet. Als Kooperationspartner sind Ford und General Motors dabei. Mit dem Verkehrsministerium des US-Bundesstaates und Partnern aus der Industrie sollen dort Baustellen sicherer gemacht werden - zum Beispiel, indem selbstfahrende Autos ihr Tempo frühzeitig reduzieren, um die Baustelle vorsichtig zu passieren.

Auch in Deutschland wird 3M Materialien für Teststrecken zur Verfügung stellen. Es laufen bereits Gespräche mit Unternehmen aus der Automobil- und Telekommunikationsbranche. "Es ist allerdings noch zu früh, um konkret über Standorte der Teststrecken zu sprechen", erklärt 3M-Sprecherin Anja Ströhlein. Heute steht zunächst die Präsentation auf der IAA an.

(abu)
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