Neuss 3D-Kunst zur Zukunft des Einzelhandels

Neuss · Durch Zufall wurde Lydia Hitzfeld Straßenmalerin. Heute enthüllt sie eines ihrer dreidimensionalen Bilder vor der Alten Post. Ein zweites gibt es in den Büchel-Arkaden. Beide gehören zusammen - und zur Aktion "Ab in die Mitte".

 Lydia Hitzfeld schließt heute ihre 3D-Malerei vor der Alten Post ab. Die Straßenmalerin schaffte es vor zwei Jahren mit ihrem 1570 Quadratmeter großen Bild "Arche Noah" ins Guinness-Buch der Rekorde.

Lydia Hitzfeld schließt heute ihre 3D-Malerei vor der Alten Post ab. Die Straßenmalerin schaffte es vor zwei Jahren mit ihrem 1570 Quadratmeter großen Bild "Arche Noah" ins Guinness-Buch der Rekorde.

Foto: A. Woitschützke

Als vergangenen Samstag die Aktionswoche "Ab in die Mitte" in den Neusser Büchel-Arkaden eröffnet wurde, stand Lydia Hitzfeld, wie sie sagte, "noch etwas neben sich". Die Ursache: Schlafmangel. Bis vier Uhr in der Nacht hatte sie in einem der leerstehenden Ladenlokale der Passage Hand an ihr Kunstwerk gelegt, das sie "Bücher. Bücher. Bücher" nennt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Zumindest bis zum heutigen Abschlusstage lud es zur Interaktion ein. Heute löst Hitzfeld das mysteriöse Verschwinden des gezeichneten Buchgeschäftes wieder auf - vor der Alten Post.

Das Bodengemälde in den Büchel-Arkaden ist perspektivisch gehalten, erweckt den Eindruck von Dreidimensionalität. Zu sehen ist eine Rolltreppe, die in die scheinbar tiefer gelegene Etage eines Buchgeschäftes führt. Die Regale sind leer. Dafür ist ein Laptop zu sehen, in dem sich nun die Bücher stapeln. Die Aussage passt zum Thema der Aktionswoche "Ab in die Mitte": der Konkurrenz von stationärem Einzelhandel und Internet-Shops.

Das Kunstwerk von Lydia Hitzfeld animiert zum Mitmachen. So posierten der stellvertretende Bürgermeister Thomas Nickel und Claudia Paschek vom Büro für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Neuss bei der Eröffnung für ein Foto auf dem Gemälde. Auf dem Bild schien es, als balancierten beide auf den Geländern der Rolltreppe. Die Entstehung sorgte für Heiterkeit bei den Umstehenden. "Es freut mich natürlich, wenn die Leute Spaß mit meiner Kunst haben", sagt Hitzfeld, die mittlerweile seit zwölf Jahren als Straßen- und 3D-Malerin ihr Geld verdient.

Dazu ist sie durch einen Zufall gekommen. Hitzfelds älteste Tochter nahm im Alter von drei Jahren erstmals an einem Wettbewerb teil und blieb bei dem Hobby. Nach neun Jahren animierte sie ihre Mutter, es doch auch mal zu versuchen. Beim Pflastermaler-Wettbewerb in Bodenwerder war das. "Ich kannte das nur vom Zuschauen und hatte immer großen Respekt", erinnert sich Lydia Hitzfeld. Ihr Beitrag bekam eine sehr positive Resonanz. Eine Woche später nahm sie daher auch am angesehenen Festival für Straßenmalerei in Geldern teil und machte dort aus dem Stand den vierten Platz. "Ich hatte sofort ein paar Angebote, und so ist es dann irgendwie zu meinem Beruf geworden", sagt Hitzfeld.

Wer sehen möchte, wie Hitzfelds Werke entstehen, hat kein Problem. Hitzfeld Kunstwerke entstehen öffentlich. So wie jetzt auf dem Vorplatz der Alten Post. Titel und genaues Motive aber versuchte sie diesmal möglichst lange geheim zu halten. Es soll aber wohl um einen Turm mit Dornröschen und wieder um Bücher gehen.

Auch dieses 3D-Bild ist Teil der Aktionswoche "Ab in die Mitte". Eine klare Meinung zu dessen Thema - Online-Handel versus Einzelhandel - hat Hitzfeld aber nicht. "Ich will da niemanden verurteilen, weil er irgendwo kauft oder eben nicht", sagt sie. Das solle jeder frei entscheiden. Sie selber bestelle "natürlich schon mal was im Internet, Farben kaufe sie aber immer nur beim Händler. "Ich muss den Farbton sehen können, um das Produkt wirklich bewerten zu können. Das geht online nicht", sagt sie.

(NGZ)
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