Neuss 20 Minuten mit Christian Wulff

Neuss · Für eine Kurzgeschichte über seine Lehrerin wurde Lucas Henkel in Berlin von Bundespräsident Christian Wulff ausgezeichnet. Spontan durfte er sogar dessen Arbeitszimmer besichtigen – für den Schüler erfüllte sich ein Traum.

 Lucas Henkel beim Treffen mit Bundespräsident Christian Wulff. Der Junge durfte sich die Schreibtische von Wulff ansehen. Sein Urteil: sehr ordentlich.

Lucas Henkel beim Treffen mit Bundespräsident Christian Wulff. Der Junge durfte sich die Schreibtische von Wulff ansehen. Sein Urteil: sehr ordentlich.

Foto: privat

Für eine Kurzgeschichte über seine Lehrerin wurde Lucas Henkel in Berlin von Bundespräsident Christian Wulff ausgezeichnet. Spontan durfte er sogar dessen Arbeitszimmer besichtigen — für den Schüler erfüllte sich ein Traum.

An einem Tag Ende September bekam Christiane Kahlki einen Brief. Eine Einladung nach Berlin zu einer Matinee am internationalen Lehrertag. Ort: Schloss Bellevue. Absender: der Bundespräsident. "Ich war völlig überrascht", sagt die Lehrerin, die an der Katholischen Karl Kreiner-Grundschule unterrichtet.

Ihr ehemaliger Schüler Lucas Henkel, der mittlerweile in die sechste Klasse des Marie-Curie-Gymnasiums geht, hatte an einem Wettbewerb teilgenommen. Bundespräsident Christian Wulff hatte Schüler gebeten, zum internationalen Lehrertag eine Kurzgeschichte zu schreiben, was einen guten Lehrer ausmache und wer für sie ein Vorbild sei. An nur einem Tag schrieb Lucas ein Lob auf seine Grundschullehrerin, überzeugte die Jury mit seinem Text.

Der Start in die Schulzeit war für Lucas ein Reinfall. Er litt an Epilepsie, fühlte sich nicht wohl, hatte Angst vor jeder Schulstunde. Nach nur einem Jahr verließ er seine alte Grundschule, kam in eine neue Klasse. Christiane Kahlki wurde seine Lehrerin. Sie arbeitete mit dem Jungen nicht nur im Unterricht, sondern auch in einer Geschichts-AG am Nachmittag. Lucas formuliert es so: "Sie hat an mich geglaubt, mich so genommen wie ich bin und war immer für mich da", steht auf dem Blatt Papier. Als er die Grundschule verließ, wurde aus Frau Kahlki Christiane, aus der Klassenlehrerin eine Freundin. "Der Text hat mich sehr gerührt", sagt sie. "Es ist schön, wenn die Arbeit so gewürdigt wird."

Mit dem ICE fuhren Lucas, seine Mutter Michaela und Christiane Kahlki nach Berlin. Im Saal des Schlosses Bellevue zeichnete Christian Wulff neben Lucas noch 19 andere Schüler aus, die mit ihren Lehrern gekommen waren. Kaum war der offizielle Teil vorbei, standen die Gäste Schlange, um sich ihre Urkunden von Christian Wulff signieren zu lassen. "Als ich dran war, habe ich ihn gefragt, ob er meine E-Mail bekommen hat", erzählt Lucas. "Ich hatte ihm geschrieben, dass meine Mutter immer motzt, wenn mein Schreibtisch nicht aufgeräumt ist, und wer eigentlich bei ihm aufräumt." — "Komm mal mit", war die Antwort.

Mitten in der Autogrammstunde verschwand Lucas mit dem Bundespräsidenten und zwei bulligen Leibwächtern im Fahrstuhl. Während seine Mutter draußen wartete, besichtigte der 13-Jährige Wulffs Arbeitszimmer. "Da sieht es aus wie in einer Villa. Und er hat mir seine Schreibtische gezeigt. Die muss er alleine aufräumen, aber sie sahen sehr ordentlich aus." Nach 20 Minuten erschienen die beiden wieder, als sei nichts gewesen. Beim Abschlussfoto mit Lucas hatte der Bundespräsident noch einen Tipp. "Er hat gesagt: Schau mal ein bisschen freundlicher. Sonst motzt deine Mutter wieder", erzählt der Schüler.

Noch vor drei Jahren hatte er in einer Facharbeit in sauberer Schreibschrift einen Wunsch in das Heft eingetragen: "Einmal den Bundespräsidenten treffen." Er ist wahr geworden.

(NGZ/rl)
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