Neuss 17-Jähriger fordert Hermann Gröhe heraus

Neuss · Lars Schellhas hat sich ein großes Ziel gesteckt: Er will in den Bundestag. Heute soll der 17-Jährige von den Grünen des Rhein-Kreises als Direktkandidat nominiert werden. Erfahrene Kandidaten wie Hermann Gröhe (CDU) fürchtet er nicht.

 Lars Schellhas soll von den Grünen als Direktmandat für die Bundestagswahl aufgestellt werden. Damit wäre er in der Kandidatenrunde der Parteien der jüngste Anwärter auf das Mandat.

Lars Schellhas soll von den Grünen als Direktmandat für die Bundestagswahl aufgestellt werden. Damit wäre er in der Kandidatenrunde der Parteien der jüngste Anwärter auf das Mandat.

Foto: Hammer, Linda

Lars Schellhas ist erst 17 Jahre alt, doch in der Politik längst kein Neuling mehr: Seit zwei Jahren ist der Gymnasiast Sprecher der Grünen Jugend in Neuss, hat dazu beigetragen, dass die Gruppe mehr Gewicht bekommen hat, unter anderem dadurch, dass das Team von vier Mitgliedern auf 20 Jugendliche angewachsen ist.

Heute stellt sich Schellhas auf der Mitgliederversammlung des Grünen-Kreisverbands als Direktkandidat für den Bundestag zur Wahl. Die Unterstützung seiner Partei gilt als sicher — einen Gegenkandidaten gibt es nicht.

Angst vor erfahrenen Konkurrenten wie dem CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe hat Schellhas, der mit seinen Eltern in Grevenbroich-Neukirchen lebt und in Neuss das Quirinus-Gymnasium besucht, nicht. "Gröhe hat vielleicht mehr Erfahrung, aber ich dafür mehr Idealismus", sagt der 17-Jährige, der sich bei den Grünen engagiert, weil er an Veränderung durch Politik glaubt und daran, dass er etwas bewegen, die Welt ein bisschen besser machen kann.

Wichtig ist dem Nachwuchspolitiker, dass er trotz seines jungen Alters ernst genommen wird. Eine echte Alternative will Schellhas sein, "Seriosität ist mir wichtig", sagt der 17-Jährige, der im Wahlkampf für sich als Kandidat, aber vor allem auch um die Zweitstimmen der Wähler kämpfen will.

"Wenn es in die heiße Phase geht, will ich Einsatz zeigen", sagt Schellhas. So ist ein 74-Stunden-Stand in der Innenstadt bereits in Planung, "und ich glaube nicht, dass sich Herr Gröhe so eine Basisarbeit machen würde", sagt Schellhas kämpferisch.

Vor dem Schritt in den Wahlkampf will sich der Schüler, der zum ersten G8-Jahrgang gehört und im April 18 Jahre alt wird, auf das Abitur vorbereiten. Mathematik und Physik sind seine Leistungskurse, Schellhas' Wunschstudiengang ist ein Bachelor in Maschinenbau mit einem Master in Energietechnik. Themen wie Nachhaltigkeit und Erneurbare Energie interessieren den jungen Grünen-Politiker schon länger. Sie begründeten auch die Entscheidung für den Gang in die Politik: Mit 13 Jahren nahm er mit einem Schulfreund an einem Wettbewerb des Energiekonzerns RWE teil, mit Fördergeldern brachten die zwei Jungen eine Zeitung über erneuerbare Energie heraus. "Darüber habe ich die Grüne Jugend kennengelernt", erzählt Schellhas, der in der kleinen Jugendgruppe der Partei schnell zum Sprecher — was einem Vorsitzenden gleichkommt — aufstieg. "Da bin ich anfangs ins kalte Wasser gesprungen", sagt er rückblickend.

Seine Überzeugungen von damals gelten noch: "Wir müssen heute für morgen handeln", meint der 17-Jährige. Das gelte nicht nur in Umweltfragen, sondern auch für die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich oder für den Umgang mit der Wirtschaftskrise. "Um das anzugehen, würde ich mich gerne auf Bundesebene einsetzen", betont Schellhas, der natürlich weiß, dass seine Chancen als Direktkandidat begrenzt sind. "Aber ich kann mir vorstellen, auch bei kommenden Wahlen anzutreten, um über einen Listenplatz ein Mandat zu erringen", sagt er.

(NGZ/url/top)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort