Sportförderung in Neuss 1600 Schüler müssen zum Fitness-Check

Neuss · „Neuss macht mobil“ startet mit dem ersten Test aller Zweitklässler. Sportcracks werden zur „Talentiade“ eingeladen. Das Projekt könnte ein Einstieg für die Teilnahme in einem Verein sein.

Mit dem Ende der Osterferien begann am Montag der letzte Akt für eine Reihenuntersuchung, die es so in Neuss noch nicht gegeben hat. 1600 Zweitklässler aller 26 Grundschulen sollen sich bis Ende Mai einem Motorik-Check unterzogen haben und in acht Übungen zeigen, was sie drauf haben.

Das Projekt ist der Versuch, Sportmuffel ebenso zu identifizieren wie die Sportskanonen – und jedem anschließend ein passendes Angebot machen zu können. Der Test, der wissenschaftlichen Anforderungen genügt, soll künftig jedes Jahr mit Kindern dieser Altersgruppe wiederholt werden. Ab 2022, wenn der erste geprüfte Jahrgang die fünfte Klasse erreicht hat, stellen sich diese Kinder dann zum Vergleich einem „Re-Check“, der ihre Leistungsentwicklung vergleichbar macht.

„Neuss macht mobil“ heißt das Projekt, das nach Überzeugung von Wilhelm Fuchs, der in seiner Zeit als Vorsitzender des Stadtverbandes Mitinitiator war, auch „Basisarbeit für die Vereine leistet“. Denn dem Test könnte und sollte ein Einstieg in einen der derzeit 114 Sportvereine in Neuss folgen.

Eine erste Empfehlung bekommen die Kinder mit ihrem individuellen Testergebnis, anschaulicher aber vermittelt vermutlich der City-Familiensporttag, was die Vereine zu bieten haben. Zwölf Vereine nutzten bei der Premiere im vergangenen Jahr diese Bühne, um sich darstellen. Genug, um den Stadtsportverband und Mitveranstalter „Neuss Marketing“ von einer sehr guten Resonanz sprechen zu lassen. Am Samstag, 6. Juli, wird es deshalb eine Neuauflage geben.

Das Konzept von „Neuss macht mobil“ war im vergangenen Herbst modellhaft mit 220 Kindern an vier Grundschulen ausprobiert worden. Das Ergebnis war recht ernüchternd: Fast die Hälfte der Kinder hatte Defizite bei Ausdauer, Schnellligkeit oder Koordination, mehr als ein Drittel konnte nicht schwimmen, und jedes vierte Kind war zu dick. Man müsse also sehen, kommentierte Mario Meyen (CDU) den ersten Zwischenstand, „dass man die Kinder erst einmal sportfähig macht.“ Deshalb wollen es die Stadt und der Stadtsportverband jetzt genau wissen. Dem Testlauf, dessen Ergebnisse als nicht repräsentativ gelten, folgt jetzt die erste flächenhafte Untersuchung. An der sind alle 26 Grundschulen beteiligt.

Acht Prozent der Kinder aus dem „Probedurchgang“ galten als besonders talentiert, doch nur die Hälfte von ihnen war in irgendeinem Verein organisiert. Diese Cracks will der Stadtsportverband ab dem kommenden Jahr gesondert in den Blick nehmen. „Talentiade“ ist nach Angaben von Stadtsportverbands-Geschäftsführer Gösta Müller der Versuch, die 15 Prozent der Kinder, die ein besonders Bewegungstalent haben, mit den Vereinen zusammen zu bringen, die in Neuss Leistungssport treiben. Dieses Projekt soll mit der Talentsichtung, die der Rhein-Kreis betreibt, koordiniert werden, sagt Müller. Damit soll erreicht werden, dass mögliche Olympioniken in spe auch auf Sportarten aufmerksam werden, die es in Neuss nicht gibt.

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