Neuss 1450 Viertklässler suchen eine neue Schule

Neuss · Im Februar stehen die Anmeldungen für die weiterführenden Schulen an. Neusser Schulleiter raten Eltern dazu, auf die Empfehlungen der Grundschullehrer zu achten, um die Kinder nicht zu überfordern.

 Wo soll's denn hingehen nach der vierten Klasse? Fast 1500 Neusser Schüler und deren Eltern haben derzeit die Wahl zwischen den unterschiedlichen Schulformen.

Wo soll's denn hingehen nach der vierten Klasse? Fast 1500 Neusser Schüler und deren Eltern haben derzeit die Wahl zwischen den unterschiedlichen Schulformen.

Foto: Gerhard Seybert

Auf welche Schule gehe ich nach den Sommerferien? Diese Frage beschäftigt derzeit viele der rund 1 450 Viertklässler in Neuss. Denn in der ersten Februarwoche sind die Anmeldetermine an den weiterführenden Schulen. Eltern stehen vor der schwierigen Aufgabe, gemeinsam mit ihrem Kind die geeignete Schule zu finden. Sich in der Vielfalt der unterschiedlichen Schulsysteme und Bildungsangebote zurechtzufinden, ist keine einfache Aufgabe. Zur Orientierung hat das Schulverwaltungsamt eine aktuelle Broschüre zu den weiterführenden Schulen herausgegeben. Auf 80 Seiten sind nicht nur alle Schulformen erklärt, sondern jede einzelne Schule erklärt sich darin mit seinen Kennzahlen und konzeptionellen Schwerpunkten.

Vor Auswahl der weiterführenden Schule sollten Eltern von Viertklässlern auf jeden Fall die Beratungsgespräche der Grundschulen nutzen, rät Ingo Habermann, Leiter des Schulverwaltungsamtes. Denn die bisherigen Klassenlehrer könnten oftmals am besten die jeweiligen Kinder beurteilen.

Auch Ulrich Dauben, Leiter des Quirinus-Gymnasiums vertraut auf diese Empfehlungen: "Die Gutachten der Klassenlehrer sind in der Regel sehr fundiert und vertrauensvoll." Da diese Empfehlungen aber seit ein paar Jahren rechtlich nicht mehr bindend sind, können Eltern die Schule wählen, die sie für richtig halten. In Einzelfällen kann das kurios anmutende Folgen haben. "Wir hatten ein Kind mit einer glatten Hauptschul-Empfehlung", so Dauben. Trotz zweier Beratungsgespräche mit den Eltern, blieben diese bei der Entscheidung, ihr Kind am Quirinus anzumelden. Abweisen konnte Dauben das Kind nicht. "Das geht nur, wenn unsere Schule voll ist." Ist aber noch Luft in der Vier-Zügigkeit, wird das Kind aufgenommen. So wie in diesem Fall.

Um Kinder vor Überforderung zu schützen, sollten Eltern daher unbedingt das Grundschulgutachten beachten, rät auch Wolfgang Spangenberger, Leiter der Realschule Holzheim. "Eltern ist oft wichtig, ob ihr Kind später noch in die Oberstufe wechseln kann", sagt Spangenberger. "Von unserer Schule wechseln fast zwei Drittel tatsächlich noch in die gymnasiale Oberstufe." Grundsätzlich stelle er fest, dass Eltern immer besser über die einzelnen Schulen informiert seien.

"Info-Abende, Tage der offenen Tür oder Internet-Auftritte bilden sicherlich nicht den Normalbetrieb ab", gibt Dauben vom Quirinus zu. "Aber auch Kleinigkeiten, wie man empfangen wird, welche Mühe sich die Schule bei der Präsentation gibt, können entscheidend sein." Und wer den Schulbetrieb "live" erleben wolle, könne am Hospitationsunterricht teilnehmen, den das Quirinus grundsätzlich anbiete. Weitere Kriterien sollten seiner Meinung nach sein: Erreichbarkeit und Profil der Schule.

Jochen Reif, Leiter der Sekundarschule Weberstraße, die sich seit dem Schuljahr 2014/15 im Aufbau befindet rät Eltern ebenfalls, nicht den persönlichen Ehrgeiz über die Eignung des Kindes zustellen. Die falsche Schulform könne das Kind überfordern. Und dann sei das Schlimmste, wenn Kinder keine Lust mehr am Lernen haben. Seiner Erfahrung nach interessieren sich Eltern vor allem für mögliche Schulabschlüsse, Klassengröße sowie individuelle Förderung. "Kinder dagegen wollen eher wissen, welche AG und Sportangebote wir haben oder wie das Nachmittagsprogramm aussieht."

Bei der Schulwahl sei auch zu berücksichtigen, dass sich das Kind langfristig wohlfühlen soll, rät Olaf Templin, Leiter der Gesamtschule Nordstadt, die im Jahr 2011 gegründet worden ist. "Ein Kind, das seine Freiräume braucht, ist sicherlich an der Gesamtschule besser untergebracht als im G8-System der Gymnasien." Denn es gehe an der weiterführenden Schule auch darum, die Kindheit zu erhalten.

(NGZ)
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