Neuss 144 Millionen für den Kanalbau

Neuss · Um das Abwasser von fast 155 000 Neussern zu entsorgen, wurde ein Leitungsnetz von 840 Kilometern verlegt. Das muss beständig beobachtet, gewartet und saniert werden. Ein teurer Prozess, der niemals enden wird.

Die Dauerbaustelle auf der Kapitelstraße nervt Anwohner und Autofahrer seit vielen Monaten. Die Arbeiten auf der Deutschen Straße haben gerade erst begonnen. Zwei augenfällige Schauplätze, die für Kanalsanierung stehen — und doch, sie sind nur ein kleiner Teil eines Mega-Projekts. Seit die Stadt Neuss im Jahr 1998 mit der Erneuerung ihres Kanalnetzes begann, wurden mit einem Kostenaufwand von stattlichen 144 Millionen Euro immerhin stadtweit 121 Kilometer saniert oder neu verlegt — und kein Ende in Sicht. "Kanalsanierung ist ein nie endender Prozess", erklärt Wilhelm Heiertz (60), Bereichsleiter Entwässerung bei der Infrastruktur Neuss (ISN). "Wenn wir einen Teilabschnitt fertig gestellt haben, wartet schon der nächste Sanierungsfall."

Um das Abwasser zu entsorgen, das in der Großstadt Neuss mit fast 155 000 Einwohnern anfällt, ist ein riesiges Leitungssystem von 840 Kilometern erforderlich. Das muss ständig beobachtet und gewartet werden. Dazu gehört auch die gesetzliche Dichtigkeitsprüfung, zu der die Stadt wie jeder private Eigentümer auch verpflichtet ist. Als Faustregel gilt, so Heiertz, dass rund 20 Prozent des Netzes "immer defekt sind". Angesichts dieser Größenordnung werde deutlich, "dass wir uns immer anstrengen müssen, um unsere Kanalisation funktionstüchtig zu erhalten", sagt Heiertz, der die nächsten Straßenzüge aufzählt, die auf seiner Liste stehen: Schabernack-, Pommern-, Römer-, Normannen- und Breite- und Mühlenstraße. "Auch an den Bereich Nordkanalallee und Obererft müssen wir ran."

Handlungsbedarf gibt es, wenn Material ermüdet und verschleißt. Ein kompletter Austausch ist durchschnittlich nach 60 Jahren erforderlich. So lange dauert auch die Abschreibungszeit. Doch nicht allein Überalterung macht Sanierung nötig, oft müssen auch Leitungen ausgetauscht werden, weil ihr Durchmesser die Abwassermengen nicht mehr aufnehmen kann. Das Kapazitätsvolumen wird vor allem dann überschritten, wenn große Neubaugebiete angeschlossen werden. Markantes Beispiel ist Allerheiligen. Dort musste im Neubaugebiet eine neue Kanalisation angelegt werden und alte Leitungssysteme ausgetauscht werden, weil sie zu klein dimensioniert waren.

Der Kanalbau gehört in Neuss seit 1998 zum Stadtbild. Einige Projekte werden in Erinnerung bleiben. Dazu gehören die inzwischen abgeschlossenen Arbeiten auf der Further- und Venloer Straße. Dazu gehört aber auch der Hauptstraßenzug. Diese "Operation am offenen Herzen der Stadt" lief mustergültig ab. "Da haben alle Beteiligten Maßarbeit abgeliefert", sagt Heiertz rückblickend, "so sind wir im knappen Zeitplan fertig geworden."

(NGZ/rl)
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