Neukirchen-Vluyn Zwischen Autorität und Augenzwinkern

Neukirchen-Vluyn · Norbert Möller (52) muss ab sofort alles sein: Respektsperson mit Handschellen und Dienstwaffe. Aber auch Sozialarbeiter mit einem Ohr für die Sorgen der Bürger, einem Lächeln für Senioren und väterlicher Strenge für Kinder.

 Norbert Möller (2.v.l.) ist neuer Bezirksdienstbeamter. Bürgermeister Harald Lenßen (l.), Wachleiter Reinhold Henning und Chef Wolfgang Thül gratulierten.

Norbert Möller (2.v.l.) ist neuer Bezirksdienstbeamter. Bürgermeister Harald Lenßen (l.), Wachleiter Reinhold Henning und Chef Wolfgang Thül gratulierten.

Foto: crei

Der Polizeioberkommissar ist der neue Bezirksdienstbeamte in der Stadt.

Die Sache mit der Ehrlichkeit zieht sich wie ein roter Faden durch das Berufsleben von Norbert Möller. Schon seine erste Ausbildung als Steuerfachgehilfe hatte grundsätzlich damit zu tun. Gleichzeitig führte sie aber zu der Erkenntnis: "Nur Büro - das ist nichts für mich!". Also trat Möller 1990 in den Polizeidienst ein und wurde in Selm-Bork (Kreis Unna) ausgebildet.

"Sie können mich auf die Palme bringen, wenn sie mich anlügen", sagte er gestern anlässlich seiner offiziellen Vorstellung als Bezirksdienstbeamter von Neukirchen-Nord, Hochkamer, Rayen und Vluynbusch. Wenn etwa der Standardsatz des Autofahrers "Ich habe überhaupt nichts getrunken, Herr Wachtmeister!" begleitet wird von promilleverdächtigen Atemschwaden, dann kann Möller nach eigenen Worten ziemlich unleidlich werden. Dass er jemals aus der Haut fahren würde, ist angesichts des freundlich in sich ruhenden Typen am Tisch gegenüber allerdings nur schwer vorstellbar.

Eben das hat Polizeidirektor Wolfgang Tühl den Wechsel nach 18 Jahren in der Motorradstaffel der Wache Moers auf die Position des Bezirksdienstbeamten unterschreiben lassen: "Herr Möller und seine beiden Kollegen geben der Polizei hier am Ort ein Gesicht." Der Bezirksdienstbeamte ist ein Netzwerker in Uniform. Im einen Moment soll er Kindergartenkindern erklären, wie sie sicher über den Zebrastreifen kommen. Und kurze Zeit später steht womöglich eine Festnahme an. Verbindungsglied zu den Schulen, Kitas, Altenheimen, Vereinen in Neukirchen-Vluyn, zu Schützen und Karnevalisten - das Pflichtenheft von Norbert Möller ist umfangreich. Tühl als oberster Schutzpolizist im Kreis Wesel und Reinhold Henning (60) als Wachleiter von Neukirchen-Vluyn versicherten, der Bezirksdienstbeamte arbeite weitgehend eigenverantwortlich. Für die Ehefrau, Sohn und Tochter bedeutet das übersetzt: Vater ist ab sofort viel an Abenden und Wochenenden unterwegs. "Meine Familie weiß, dass wir uns darauf neu einstellen müssen", sagte Möller.

Der Bezirksbeamten-Kollege Rainer Margraf ist Vluyn gerade Klompenkönig geworden. Der Dritte im Bunde, Fritz Marx, "wird von den Kindern des Viertel mit 'Hallo Fritz' begrüßt, ohne dass das seine Autorität schmälert", berichtete Bürgermeister Harald Lenßen, der den neuen Bezirksdienstbeamten im Namen der Stadt begrüßte. Gemeinsam mit Wachleiter Henning versicherte Lenßen, dass es momentan keine Problemecken im Revier von Norbert Möller gebe. Polizei und Ordnungsamt tauschen sich regelmäßig aus.

Im Zweifel werde eine klare Kommunikation dabei helfen, dass sich Konflikte gar nicht erst hochschaukeln. Ein Bezirksdienstbeamter lebe nah bei den Menschen, bekam Norbert Möller ins Stammbuch geschrieben. Wenn das Leben keine Pirouette dreht, wird er in zehn Jahren von seiner jetzigen Stelle aus in den Ruhestand gehen. Norbert Möller vermittelte gestern, dass er es genauso haben möchte.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort