Brandserie in Neukirchen-Vluyn "Wir haben Angst, dass hier alles abfackelt"

Neukirchen-Vluyn · Nach wiederholten Bränden in der Siedlung am Vluyner Nordring sind die Bewohner tief verunsichert. Die Ursache des Feuers am Samstag ist noch nicht ermittelt. Die Polizei und Stadtverwaltung sind ratlos.

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Wenn Walter Stiers ein Martinshorn hört, hält es ihn nicht mehr auf dem Sitz. "Ich laufe dann sofort auf den Balkon und schaue, was los ist." In jüngster Zeit musste der Bewohner des Hauses Vluyner Nordring 53 häufig feststellen, dass die Feuerwehr ganz in der Nähe hielt. In den Mehrfamilienhäusern, die einst vom ehemaligen Baulöwen Ottmar Nau hochgezogen wurden, hat es in den vergangenen Wochen immer wieder gebrannt. Am Samstag musste erneut die Feuerwehr anrücken, zwei Menschen kamen ins Krankenhaus (die RP berichtete). Diesmal traf es das Haus Nr. 55.

Stiers und die anderen Mieter des Blocks sind verunsichert. Sie vermuten, dass mutwillig in den leer stehenden Wohnungen gezündelt wird. "Auch die Papiercontainer vor dem Haus sind oft angekokelt."

Einige Bewohner wünschen sich weg

Jennifer Kiesewetter ist vor drei Monaten in eins der Häuser eingezogen. Sie wünscht sich schon wieder weg. "Das ist wirklich schrecklich", klagt die junge Frau. "Wir haben Angst, dass hier alle abfackelt." Bei dem Kommen und Gehen in dem großen Haus könne man nicht jeden im Auge behalten, ergänzt Walter Stiers. Was ist mit der Hausverwaltung? "Da kommt nicht viel", sagt Jennifer Kiesewetter trocken.

In einem Schaukasten vor dem Gebäude informiert die "Verwaltungsgesellschaft Lindenthal-Gartenstadt" über den jüngsten Vorfall. Das Büro im Erdgeschoss der Hausnummer 53 ist gerade nicht besetzt. Unter der Telefonnummer der Verwaltungsgesellschaft meldet sich eine Frauenstimme. Kurz angebunden teilt sie mit, dass Anfragen der Presse an die Zentrale in Leipzig zu gehen haben - in schriftlicher Form.

Verdacht auf Brandstiftung noch nicht bestätigt

Andrea Margraf, Sprecherin der Kreis Weseler Polizei, kann den Verdacht der Brandstiftung noch nicht bestätigen. "Die Ermittlungen laufen noch", sagt sie. Die gefährliche Lage vor Ort sei den Sicherheitskräften durchaus bewusst. "Aber es ist schwer, dort präventive Maßnahmen zu treffen." Zwar führen regelmäßig Polizeistreifen die Straße ab, "aber Sie sehen ja nicht, was da in den leeren Wohnungen passiert". Eine dauerhafte Bewachung der Häuser sei nicht die Aufgabe der Polizei. Ihr Tipp: "Wenn Bürger dort etwas Verdächtiges wahrnehmen, sollen sie Alarm schlagen."

Auch die Stadtverwaltung sieht sich derzeit nicht imstande, den Bewohnern die Angst zu nehmen. Bürgermeister Harald Lenßen ließ gestern mitteilen, man hoffe, die Zwangsversteigerung der Immobilien zumindest zu beschleunigen. "Wir warten auf den Termin", sagt Stadtsprecher Frank Grusen. Erst dann wird sich zeigen, wie es mit dem Areal weitergeht.

Wehrführer Lutz Reimann hatte bereits vor Wochen auf die Gefahr von Zündeleien hingewiesen. "Der Brand entstand wieder in einer leer stehenden Wohnung", meint er. "Ich frage mich, ob die Täter wissen, dass sie mit dem Leben von Menschen spielen." Sorgen macht er sich auch um seine Kameraden. Denn bei solchen Einsätzen gibt es ein deutliches Risiko.

(RP)
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