"Der absolute Wahnsinn", sagt Jörg Thiem, Chef der Neukirchen-Vlü-Ka-Ge. Er hat mit den anderen Vereinsvertretern gute Arbeit abgeliefert. Der Festsaal in weiß-blauem Schmuck ist gefüllt, als sich die Vereinsvertreter auf der Bühne zum gemeinsamen Fassanstich versammeln. Ein "O'zapft is" sorgt für den offiziellen Startschuss. Längst hat sich ausgelassene Stimmung mit der Band "Concorde im Alpenrausch verbreitet".

Für Oktoberfest-Atmosphäre sorgen die Gäste in feschen Dirndls und Lederhosen. Die Dirndl sind nobel und kaum in doppelten Ausführungen zu finden. Schick in Tracht zeigen sich die Männer, Lederhosen und karierte Hemden sind Trumpf beim vierten Oktoberfest im Klingerhuf. Mancher mogelt sich allerdings durch den angesagten Dress-Code und trägt einfach ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Mein Dirndl hängt auf der Wäscheleine". Die Dirndl-Mode ist in jedem Fall ein Hingucker. Modische Wiesn-Trends aus München haben den Weg an den Niederrhein gefunden, wie Flechtfrisuren, Wiesn-Hutmoden und modische Accessoires zeigen.

Anhänger mit Herzilein- oder Schatzilein-Schriftzug blinken um die Wette. Ein Verkaufsstand im Klingerhuf sorgt für den gewünschten Nachschub bis hin zum Edelweißanstecker oder Lebkuchenherz mit Zuckerschrift. Exotisch und auffällig ist an dem Abend nur derjenige, der sich so ganz ohne Bayern-kluft zu dem Oktoberfest eingefunden hat.

Auch diesmal haben die Vereine mit dem Hirschel-Team für Oktoberfest-Feeling gesorgt. "Die Stimmung ist gut. Das Oktoberfest wird jedes Jahr besser", sagt Jürgen Meyer, Vorsitzender des TUS Preußen Vluyn, der mit zum Orga-Team gehört. Jedes der vergangenen Feste wurde kritisch reflektiert und für die nächste Ausgabe optimiert. Diesmal wurde beispielsweise die Tanzfläche inklusive neuem Boden vor der Bühne verlegt. "Die Entscheidung, eine Raucherlounge draußen einzurichten, war richtig. Sie ist Treffpunkt beim Oktoberfest", sagt Birgit Hirschel.

Für Jörg Thiem und die anderen Vereinsvertreter ist das Oktoberfest ein Highlight, das auch als "sitzendes Fest" intensive Vorbereitung braucht. Der Wahlspruch "Freunde stehen zusammen und feiern zusammen", hat neue Nahrung bekommen. "Kommerz ist in München, bei uns wird die Freundschaft untereinander gepflegt", sagt Thiem. Ingrid Wenz lässt sich das erste Mal von der Oktoberfeststimmung im Klingerhuf mitreißen. Das Miteinander von Jung und Alt aus den Vereinen gefällt ihr, München braucht sie nicht. "Hier kenne ich doch viele Leute. Da macht es einfach doppelt Spaß", meint sie. Für das Oktoberfest-Glück sorgt auch das kulinarische Angebot mit Brezen, Wiesn'-Bier und Deftigem wie Haxen, Rostbratwürstchen, Sauerkraut, Rotkohl und Klößen.