Neukirchen-Vluyn Wie Kinder sich behaupten können

Neukirchen-Vluyn · Sicherheitstrainer Holger Schumacher gibt an der Neukirchener Tersteegenschule Tipps für Grundschüler.

 In einem Rollenspiel lernen sollen die Schüler lernen, keine Süßigkeiten von Fremden anzunehmen.

In einem Rollenspiel lernen sollen die Schüler lernen, keine Süßigkeiten von Fremden anzunehmen.

Foto: Klaus Dieker

Rund um den Sicherheitstrainer Holger Schumacher sitzen die Grundschulkinder der Neukirchener Tersteegen-Schule an der Wiesfurthstraße. Im Hintergrund hören Eltern aufmerksam zu, notieren sich einzelne Stichpunkte und Tipps. Holger Schumacher macht in kleinen Übungen mit Rollenspiel die Zweit- und Drittklässler auf ganz unterschiedliche Szenen aufmerksam und zeigt, wie sie angemessen und selbstbewusst auf brenzlige Situationen reagieren können. Beispielsweise, wenn sie jemand auf dem Nachhauseweg anspricht, ein Bonbon anbietet oder sie in Gesprächssituationen zu verwickeln versucht.

Die drei große L's empfiehlt er. "Das sind Licht, Lärm und Leute", sagt Schumacher, der als ehemaligen Angehöriger der Polizei-Spezialeinheit beim Landeskriminalamt gearbeitet hat, bevor er 1983 "wo-de Konzepte" zur Sicherheitsschulung entwickelte. Unter anderem ist er ausgebildeter Erstsprecher bei Geiselnahmen und Meister in diversen Kampfsportarten. In kleinen Blöcken erläutert er die drei Ls, die sich bei den Kinder schnell ins Gedächtnis einbrennen. Er rät, in beängstigenden Situationen Erwachsene um Hilfe zu bitten. Dabei trainiert er Gesprächssituationen. Die Kinder falten die Hände aufeinander und Sätze wie "Bitte helfen Sie mir. Ich habe Angst. Bitte rufen Sie meine Eltern an", folgen im Chor. Wichtig sei, nachdem Kinder sich einem Erwachsenen anvertraut haben, ihre Bitte mit "Ich bestehe darauf, dass Sie mir helfen!" zu unterstreichen.

Eltern bekommen den Rat, mit ihren Kindern für diesen Fall gleich drei Telefonnummern einzuüben, die angerufen werden können. Sylvia Baser, die ihre Tochter Jasemin (8)begleitet, sagt: "Ich lerne heute etwas Neues dazu." Generell begrüßt sie dieses Modul, das an der Tersteegenschule angeboten wird und spricht auch über ihre Sorge. "Ich denke, als Eltern machen wir uns oft Gedanken und haben Angst, ob alles gut geht." Einerseits sollen Kinder Selbstständigkeit erlernen, ihren Schulweg meistern und sich schon durch Körpersprache behaupten, andererseits wissen Täter auch, das Urvertrauen von Kindern auszunutzen. Schumacher geht es um das Sensibilisieren von Gefahren in Alltagssituationen und wie sie gebannt werden. Er rät Eltern, mit den Kindern eine Liste aufzustellen, mit welchen Personen ein unbekümmerter Umgang gepflegt werden kann.

Klare Ansagen aus Kindermund helfen, kritische Situation zu meistern und mit einem klaren "Nicht anfassen" auch die Unantastbarkeit zu untermauern. Selbstbewusste Kinder taugen nicht als Opfer. Schwierig wird es allerdings bei der Frage: Wer ist fremd und wer ist bekannt? Täter wissen, wie sie das kindliche Vertrauen erobern können.

Hat ein Erwachsener zwei Mal mit einem Kind freundlich gesprochen und sich ihm aufmerksam gezeigt, "ist diese Person weiterhin fremd und nicht bekannt", so Holger Schumacher, dem es gezielt um die Gefahrenerkennung und -vermeidung geht. "Der Kampf, der nicht stattfindet, ist der beste Kampf" gehört zu seinen Prinzipien. Für Schulleiterin Angelika Hesse ist das Training ein wichtiges Modul zur Selbstbehauptung, dem an der Grundschule weitere folgen.

Infos: www.wo-de.de

(RP)
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