Neukirchen-Vluyn Wie der Ortskern schön und stimmig bleiben soll

Neukirchen-Vluyn · Die Stadt hat mit einem Fachbüro den Gestaltungsleitfaden für die Innenstadt von Neukirchen vorgestellt. Das Interesse war äußerst gering. Dabei könnten die Folgen viele Bürger direkt betreffen.

 Vertreter des Heimat- und Verkehrsvereins und der Ratsfraktionen beim Ortstermin zu den alten Laternen im Dorf im Frühjahr 2016.

Vertreter des Heimat- und Verkehrsvereins und der Ratsfraktionen beim Ortstermin zu den alten Laternen im Dorf im Frühjahr 2016.

Foto: Klaus Dieker

Wenn es um die Laternen geht, die nachts im Dorf Neukirchen leuchten, waren sich die Heimatfreunde einig: Es sollen die gewohnten, historisierenden Straßenlaternen sein, die man kennt. Der Ortskern soll, wie man so sagt, seinen Charakter behalten. Und so machte sich der Heimat- und Verkehrsverein im vergangenen Jahr stark für die Laternen im altertümelnden Stil.

Die Leuchten sind freilich nur ein Beispiel dafür, wie die Gestaltung der Innenstadt harmonisch abgestimmt werden kann. Am Dienstagabend hat die Verwaltung interessierten Bürgern ihren Gestaltungsleitfaden für den Innenstadtbereich von Neukirchen vorgestellt. Der enthält viele Vorschläge, wie das Dorf durch die Einhaltung gewisser Regeln ein stimmiges Ganzes bleiben kann. Das Motto lautet "Tradition bewahren, Neues ermöglichen". Dabei geht es nicht nur um das Dorf, sondern auch um die umgebenden Wohn- und Geschäftsquartiere.

"Es ist nicht immer so konkret wie im Fall der Straßenlaternen und der Pflasterung", sagt Frank Grusen, Sprecher der Stadt. Wer in dem Leitfaden, der von der Agentur Pesch und Partner vorgestellt wurde, blättert, findet darin Anregungen wie Regeln für Werbung und Beleuchtung, für die Möblierung der Außengastronomie, für die Typenzahl der Sonnenschirme, für die Gestaltung der Vorgärten (siehe dazu auch den Text unten auf der Seite), über möglichst unauffällige Abstellplätze für Müllbehälter. Kurz gesagt: Es geht darum, krasse Kontraste und das Gefühl des Unharmonischen zu vermeiden.

Das Interesse bei den Bürgern, die dieser Leitfaden doch am Ende direkt betrifft, war sehr gering, wie Frank Grusen bedauernd feststellt: "Es waren nur sieben Personen da." Aus dem kleinen Publikum sei unter anderem die Frage gekommen, ob diese Ideen denn für alle verbindlich werden sollen? Grusen: "Das ist noch nicht entschieden. Es ist unklar, ob dieser Leitfaden nur Empfehlungen geben wird oder ob die Einhaltung zur Pflicht wird." Die Entscheidung wird letztlich bei der Politik liegen. In einem Punkt beruhigt der Stadtsprecher die Einwohner schon einmal: "Auch wenn die Regelungen zur Vorschrift werden, muss niemand sein Haus umbauen oder die Fassade verändern. Alles bezieht sich nur auf neue Maßnahmen." Und der Leitfaden solle keinesfalls dazu dienen, jemanden an den Pranger zu stellen, weil sein Haus nicht dem dörflichen Standard entspricht.

Die Inhalte des Leitfadens sind differenziert. Es geht um die Fassadengestaltung, um aufeinander abgestimmte Türen, Fenster und Schaufenster, um geneigte Dachformen, die Farbe von Markisen, ein Untersagen von blinkender Leuchtwerbung und so fort. Nichts soll im Bild der Innenstadt unschön auffallen.

Rechnet Grusen mit kontroversen Themen, Punkte, bei denen die Besucher sich bereits skeptisch zeigten? "Als es um die Außengastronomie ging, wurde gefragt, ob man durch zu strikte Regeln nicht Gastronomen abschrecken würde", berichtet Grusen.

Weitere Informationen zu dem Integrierten Handlungskonzept, das die verschiedenen Maßnahmen im Ortskern von Neukirchen-Vluyn bündelt, finden Interessierte unter www.neukirchen-vluyn.de

(s-g)
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