Neukirchen-Vluyn Wie der Investor die Kirche im Dorf lässt

Neukirchen-Vluyn · Die Familie Welling erläuterte gestern, wie sie die Rayener Kirche behutsam zu einem Treffpunkt umwandeln möchte.

 Sie präsentierten gestern in der Johanniskirche die Pläne: Vorne von links die Damen Anni Volz, Ulla Ehrmann und Christa Biermann, hinten von links die Herren Falko Welling, Michael Victor, Elmar Welling und Pfarrer Frank Hartmann.

Sie präsentierten gestern in der Johanniskirche die Pläne: Vorne von links die Damen Anni Volz, Ulla Ehrmann und Christa Biermann, hinten von links die Herren Falko Welling, Michael Victor, Elmar Welling und Pfarrer Frank Hartmann.

Foto: Reichwein

Wenn es so etwas wie den Begriff "Verkauf light" gäbe, dann könnte man ihn auf die Veräußerung der Johanniskirche in Rayen anwenden. Zwar gehört das Gotteshaus bald der Hoteliersfamilie Welling, doch bleibt die Kirche den Menschen im Ort gewissermaßen erhalten. Und die Würde des Gebäudes soll durch die künftige Nutzung nicht angetastet werden. "Wir nennen das: die Kirche im Dorf lassen", sagte gestern Falko Welling.

Am Sonntag hatten die Gläubigen der evangelischen Kirchengemeinde Neukirchen bei einer Versammlung die Neuigkeiten erfahren. Gestern war ein Pressetermin in der Kirche, bei der die Familie Welling, Vertreter der Gemeinde und Michael Victor, Geschäftsführer der gleichnamigen Immobilienfirma, die wichtigsten Punkte vorstellten. Das neue Konzept für Nutzung ruhe auf drei Säulen, erklärte Falko Welling. Erstens soll die Johanniskirche ein Ort für kulturelle Veranstaltungen werden, zum Beispiel Konzerte, Kammermusik, Lesungen, kleinere Theateraufführungen. Zweitens sollen Vortragsveranstaltungen dort stattfinden, allerdings nur solche, die thematisch in ein Gotteshaus passen. "Etwa Themen, die spirituell, vielleicht auch esoterisch sind", meinte Falko Welling. Drittens sollen die Gemeindeglieder weiter "ihre" Kirche für Feiern nutzen können, für Trauungen ebenso wie für Trauerfeiern. Auch der Heiligabend solle weiter in der Kirche gefeiert werden. Da stellt sich die Frage, ob die Kirche überhaupt entwidmet werden kann, das heißt, ihre Funktion als Gotteshaus verliert. "Darüber müssen wir noch mit der Landeskirche sprechen", sagte Ulla Ehrmann, stellvertretende Vorsitzende des Presbyteriums.

Auch andere Gespräche werden noch geführt, wie Falko Welling berichtete, nämlich mit der Stadt Neukirchen-Vluyn und dem Kreis Wesel. "Das Grundstück hier liegt in einem Landschaftsschutzgebiet, es gibt keinen Bebauungsplan." Das könnte beispielsweise wichtig werden, wenn es um die Stellplätze geht. Das Grundstück zieht sich bis hinauf zum Waldparkplatz neben dem Friedhof, der hinter der Kirche liegt. Auch mit den örtlichen Vereinen wolle man Kontakte knüpfen, kündigte der Investor an. Was es nicht in der Kirche geben werde, sei ein Gastronomiebetrieb, versichert er. Sicher hatten viele Gemeindeglieder dieses Bild gleich vor Augen, als die Hoteliersfamilie als Käufer genannt wurde. Höchstens werde mal ein Glas Sekt oder ein Häppchen gereicht, erklärte der Investor gestern.

Pfarrer Frank Rusch, gestern verhindert, hatte im Vorfeld zu Protokoll gegeben: "Wir sind froh, dass wir mit der Familie Welling eine so gute Lösung gefunden haben. Nun haben die Rayener Gemeindeglieder wenigstens punktuell die Möglichkeit, das Gebäude zu nutzen."

Auch das benachbarte Gemeindehaus "Arche" haben die Käufer erworben. Es soll ein Wohnhaus werden, und Falko Welling verriet gestern auch, wer die neuen Bewohner sein werden: "Meine Verlobte Anni Volz und ich werden dort einziehen."

(s-g)
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