Neukirchen-Vluyn/Kleve Urteil: Lanzenstecher bleibt dauerhaft in der Psychiatrie

Neukirchen-Vluyn/Kleve · Das Klever Landgericht verurteilte den Mann, der einen Mitarbeiter der Stadt Neukirchen-Vluyn attackiert hatte.

Es war eine fast archaisch wirkende Gewalttat, die sich im Juni im Rathaus von Neukirchen-Vluyn ereignete: Ein 59-jähriger Mann ging mit einer Lanze auf einen Mitarbeiter des Sozialamtes los. Dieser wurde zum Glück nur leicht verletzt, doch diese Attacke hätte schlimm ausgehen können.

Der Prozess gegen den Täter - der Vorwurf lautete auf versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung - fand vor dem Landgericht in Kleve statt, gestern sprach die Kammer das Urteil: Der Angeklagte wird unbefristet in einem geschlossenen psychiatrischen Krankenhaus untergebracht.

"Das ist aber nicht mit einer Sicherungsverwahrung gleichzusetzen", erklärt Gerichtssprecher Alexander Lembke. Dennoch soll die Allgemeinheit vor dem Mann geschützt werden, der als vermindert schuldfähig eingestuft wird. "Möglicherweise ist er sogar völlig schuldunfähig", sagt Lembke. "Laut den Sachverständigen liegt bei ihm eine hirnorganische Störung vor, also Demenz. Zudem hat er früher schon an einer psychotische Krankheit gelitten." Ob der Mann auch zum Zeitpunkt der Tat in einem psychotischen Zustand gewesen sei, lasse sich im Nachhinein nicht mehr feststellen. Falls keine Besserung seines Zustandes eintrete, werde er möglicherweise lebenslänglich in der Klinik bleiben, sagte Lembke.

Dass der Mann offenbar in geistiger Verwirrung gehandelt hatte, war bereits unmittelbar nach der Tat vermutet worden. Der Anlass für seine Tat war eine Rückforderung von 8000 Euro an Sozialhilfe. "Offenbar hat der Täter den Gedanken entwickelt, dass es sich bei dem Sachbearbeiter um einen bösen Menschen handelte, dem man etwas antun muss." So fertigte er eine Lanze an, indem er ein Messer auf das Ende eines Besenstiels montierte. Am 21. Juni 2016, gegen 9.10 Uhr, betrat er das Büro im Erdgeschoss des Neukirchen-Vluyner Rathauses und ging auf sein Opfer los. Bei dem einsetzenden Gerangel wurde der Sachbearbeiter an der Hand verletzt, der Täter konnte von den herbeieilenden Kollegen überwältigt werden.

(s-g)
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