Neukirchen-Vluyn/Krefeld Unerwarteter Vorstoß für alte Bahnlinie

Neukirchen-Vluyn/Krefeld · Nachdem SPD-Bürgermeisterkandidat Jochen Gottke das Thema im Wahlkampf aufgegriffen hatte, macht nun die Stadt Krefeld Druck bei der Bezirksregierung für eine Reaktivierung der ehemaligen linksrheinischen Bahnverbindung.

Wieder mit dem Zug von Neukirchen-Vluyn fahren können - mit diesem Vorstoß hatte der SPD-Bürgermeisterkandidat Jochen Gottke versucht, Punkte im jüngsten Wahlkampf zu sammeln. Gottke veranstaltete einen Infoabend mit Vertretern des Fahrgastverbandes "Pro Bahn". Das Fazit: Die Gelegenheit für eine Wiederbelebung der Strecke sei günstig.

Die Wähler haben dies nicht honoriert. Doch nun kommt aus Krefeld ein neuer Vorstoß. Mit weitreichenden Forderungen ist der dortige Planungsdezernent Martin Linne an die Bezirksregierung Düsseldorf herangetreten - die Stadt Krefeld fordert die Wiederbelebung alter Bahnlinien nach Willich, Neukirchen-Vluyn und Nimwegen, außerdem eine Reihe von Ausbaumaßnahmen auf Schienenstrecken. Das Land muss nun prüfen, welche der Maßnahmen eine Chance auf Umsetzung haben.

Hintergrund: Künftig soll es nach Aussage von Regierungspräsidentin Anne Lütkes mehr Geld für den Ausbau des ÖPNV vom Land geben. Das Land Nordrhein-Westfalen stellt derzeit den Bedarfsplan für den Neu- und Ausbau der Schieneninfrastruktur im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) 2017 auf. Es geht um Maßnahmen im besonderen Interesse des Landes mit zuwendungsfähigen Ausgaben von mehr als drei Millionen Euro je Maßnahme. Auf Basis dieses Plans wird anschließend der Infrastrukturfinanzierungsplan des Landes NRW aufgestellt. Bis zum 5. Oktober 2015 hatten die Kommunen in Nordrhein-Westfalen die Chance, ihre Wünsche und Forderungen an das Land weiterzuleiten.

Eine ganze Reihe von Maßnahmen fordert der Krefelder Dezernent, darunter eben auch die Reaktivierung der Bahnstrecken Krefeld - Uerdingen - Rheinhausen - Moers - Kamp-Lintfort - Neukirchen-Vluyn. Die Politik in Krefeld hat sich positiv zu diesen Forderungen geäußert, auch die CDU.

Siegmund Ehrmann (SPD) ist als Bundestagsabgeordneter sowohl für Neukirchen-Vluyn und Moers als auch für Krefeld zuständig. "Ich weiß, dass diese Debatte in Krefeld bereits seit einiger Zeit geführt wird, und zwar über Parteigrenzen hinweg", erklärt er. Eine Wiederbelebung der Strecke sei natürlich nicht nur für Krefeld wichtig, sondern für die ganze Region, einschließlich Neukirchen-Vluyn und Kamp-Lintfort. Ehrmann ist froh, dass die Stadtverwaltung in der Seidenstadt nun einen entsprechenden Vorstoß gemacht hat: "Es ist gut, dass ein Oberzentrum wie Krefeld sich dafür stark macht." Das Ziel der Reaktivierung ist in seinen Augen "absolut richtig". Neukirchen-Vluyn und Kamp-Lintfort könnten dann beide von einer "Schmetterlingslösung" profitieren.

In der Diskussion in Neukirchen-Vluyn hatte sich Bürgermeister Harald Lenßen (CDU) mehrmals zu dem Thema geäußert: Grundsätzlich begrüße er eine Wiederbelebung der Strecke, wenn sie denn machbar sei, allerdings gebe es in Moers inzwischen bauliche Veränderungen, die dies problematisch machten. Siegmund Ehrmann meint dazu: "Diese Restriktionen sind mir bewusst, man muss im Einzelfall klären, wie das zu bewerkstelligen ist." Lärmtechnisch sieht der Abgeordnete angesichts der Häuser, die mittlerweile an die Strecke gebaut wurden, weniger Probleme. "Die Triebwagen von heute fahren ja sehr leise."

(RP)
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