Neukirchen-Vluyn Stelldichein der Oldtimer-Traktoren

Neukirchen-Vluyn · Der Hof von Europapolitiker Karl-Heinz Florenz in Niep war gestern wieder Treffpunkt von Fans alter Trecker. Rund 120 liebevoll restaurierte Gefährte waren zu bestaunen. Die Besitzer tuckerten vom ganzen Niederrhein an.

 Ein wunderschöner alter Porsche-Traktor. Auch viele Lanz-Bulldogs, Hanomags und andere Marken waren auf dem Hof und der angrenzenden Wiese zu sehen.

Ein wunderschöner alter Porsche-Traktor. Auch viele Lanz-Bulldogs, Hanomags und andere Marken waren auf dem Hof und der angrenzenden Wiese zu sehen.

Foto: KLaus Dieker

Zwischen leuchtend gelben Rapsfeldern liegt der Hof Groß-Opholt der Familie Florenz in Niep. Gestern verwandelte sich die ländliche Idylle wieder einmal in ein Mekka für Fans alter Landmaschinen. Mit ohrenbetäubendem Geknatter fuhren im Laufe des Vormittags rund 120 Oldtimer-Trecker auf den Hof und die angrenzende Wiese. Gastgeber Karl-Heinz Florenz war in seinem Element, freute sich über Treckerbesitzer und -bastler vom gesamten Niederrhein und begrüßte fast alle persönlich mit großem Hallo und herzlichem Handschlag.

Seit dem Jahr 2000 lädt Florenz alle zwei Jahre zu diesem besonderen Frühshoppen ein, bei dem einen Vormittag lang über Trecker gestaunt, geredet und gefachsimpelt wird. "Es ist ein familiäres Treffen, eine Info-Börse und eine Gelegenheit sich über das gemeinsame Hobby auszutauschen", erzählt der Europa-Politiker. Besonders gut geht das bei einem Glas Bier und einem Grillwürstchen oder einer Tasse Kaffee und in passender Geräuschkulisse: Das Leerlauf-Tuckern seines "Lanz Bulldog" aus dem Jahr 1838, ein "liegender Einzylinder" mit Eisenbereifung, ist Musik in den Ohren von "Bulldog-Kalle". Das gute Stück hat Florenz aus Chile reimporiert und viele Stunden daran herumgeschraubt, genauso wie an dem älteren Bruder von 1928, der 30 Jahre lang in der ehemaligen DDR in einer Scheune gestanden hat. Der Name Bulldog kommt von dem Topf vorne am Fahrzeug, der wie ein gedrungener Hundekopf aussieht. Zum Starten des Motors muss im sogenannten Glühtopf eine Glühnadel mithilfe einer Lötlampe zum Glühen gebracht werden. Neben diesen antik anmutenden Maschinen stehen aber auch wahre Schmuckstücke auf dem Hof. Leuchtend rot, blau oder grün, mit tadellosem Lack und glänzendem Chrom von Marken wie Hanomag, Deutz Fahr, Güldner, Porsche und MAN. Diese liebevoll restaurierten Museumsstücke lassen die Augen der zahlreichen Besucher glänzen. "Die Traktoren sind tadellos, besser als neu", sagt Florenz. Den Winter hätten viele Hobby-Schrauber genutzt, um ihre Lieblinge auf Hochglanz zu bringen und sie nun stolz zu präsentieren. "Wir möchten die ganze Vielfalt alter Landmaschinen zeigen", so Florenz.

Organisiert hat das Treffen Dieter Heldt aus Willich. Der Hobby-Traktorist ist mit der Landwirtschaft groß geworden, von Beruf aber ist er Metzger. Überhaupt sind es keineswegs überwiegend Landwirte, die hier mit geräuschvollem Pöttern vorfahren. Vom Maschinenschlosser bis zum Arzt reicht die Palette der Berufe. Doch die gemeinsame Leidenschaft verbindet. Die Verbundenheit und die Vielfalt sind es, die Florenz so am Herzen liegen. Das gilt für Treckerfreunde und ihre Schätzchen ebenso wie für die Europapolitik. Am weitesten angereist ist an diesem Vormittag Johannes Wilms. Die 70 Kilometer aus Heinsberg ist er in zwei Stunden übers Land getuckert. Er nennt eine Rarität aus dem Jahr 1961 sein eigen: ein MAN 4T1, von dem nur neun Stück gebaut wurden.

Hofbesitzer Florenz tauscht zu Beginn der neuen Arbeitswoche wieder Monteurskluft gegen Anzug, Schraubschlüssel gegen Laptop. Von Brüssel fliegt er zu einer Tagung in Südamerika. Die Koffer sind schon längst gepackt.

(rauh)
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