Neukirchen-Vluyn Städtische Grünfläche sorgt für Ärger

Neukirchen-Vluyn · Anwohner der Straße "An der Dampfmühle" stören sich an einem verwilderten Grundstück in ihrer Nachbarschaft. Dieses dient allerdings dem ökologischen Ausgleich, was einen Verkauf oder eine Verpachtung unmöglich macht.

 Mandy Kassner stört sich an der ungepflegten Fläche in direkter Nachbarschaft. Brennnesseln und Brombeeren wüchsen in die benachbarten Gärten hinein, die Bäume sorgten für unerwünschten Schatten.

Mandy Kassner stört sich an der ungepflegten Fläche in direkter Nachbarschaft. Brennnesseln und Brombeeren wüchsen in die benachbarten Gärten hinein, die Bäume sorgten für unerwünschten Schatten.

Foto: Klaus Dieker

Mandy Kassner und Schabnam Kurscheidt (beide 38) wohnen mit ihren Familien in Neukirchen, auf dem Straßenzug "An der Dampfmühle" in Höhe der Bahnlinie, Krefelder Straße. Für Ärger sorgt eine schmale städtische Grünfläche, die hinter der Häuserzeile verläuft. Brombeeren ranken hoch und finden ab Frühjahr den Weg in ihre Gärten, meterhohe Brennnesseln wachsen dort und Holunderbüsche sind — ohne regelmäßigen Rückschnitt durch das zuständige Grünflächenamt — recht wuchsfreudig. Zudem beschatten hohe Bäume Terrassen im Sommer.

"Wir dürfen nichts beschneiden. Alles macht einen ungepflegten Eindruck und verwildert immer mehr", sagen die Anwohnerinnen. Versuche anderer Nachbarn, diese Fläche ein wenig zu verschönern, wurden ebenfalls von städtischer Seite unterbunden, erzählen sie. Tulpenzwiebeln mussten entfernt werden wie auch ein kleines Kräuterbeet. Anrufe und Bitten bei der Stadtverwaltung, die Fläche über den üblichen Turnus hinaus zu pflegen, hatten nicht den gewünschten Erfolg, so dass Mandy Kassner sich in einer Bürgersprechstunde im September direkt an Bürgermeister Harald Lenßen wandte. "Wir wissen, dass die Stadt knapp bei Kasse ist und auf zusätzliche Ausgaben achten muss", sagte sie. Und machte den Vorschlag, den Streifen mit anderen Nachbarn zu kaufen oder zu pachten. Bürgermeister Lenßen prüfte diese Möglichkeit über die zuständigen Ämter. Die Prüfung ergab, dass diese öffentliche Grünfläche weder gekauft, noch gepachtet, noch dafür eine Patenschaft übernommen werden kann. "Diese Aussage hätten wir mit Begründung gerne schriftlich", sagt Schabnam Kurscheidt, die genauso wie Mandy Kassner den Sachverhalt kaum nachvollziehen kann.

"Der Ärger in der Nachbarschaft ist verständlich", meint Stadtsprecher Frank Grusen, der aber auf klare Eigentumsverhältnisse hinweist. Weder sei eine Pachtung noch der Kauf dieser städtischen Fläche möglich, die durch die Anlieger in Aussicht gestellte Beschaffung von so genannter Ersatzfläche nicht machbar. Denn bereits bei der Planung und der Bebauung sei diese Grünfläche im Bebauungsplan zwingend festgelegt und von der Politik beschlossen worden. Sie fungiere als ökologischer Mosaikstein innerhalb des innerstädtischen Grünflächennetzes. "Der Steifen ist ökologisch ausgerichtet und dient dem Kleinklima innerhalb der Grünlinie", sagt Kurt Best, Vorsitzender des Städtischen Entwicklungsausschusses (STEA). Die vorgeschriebene Abstandsfläche diene dem ökologischen Ausgleich. Würde jedoch die Fläche veräußert, kann der Investor gegenüber der Stadt Regressansprüche stellen, da er auf diese bebaubare Fläche damals verzichten musste. Zudem müsste der Bebauungsplan völlig neu aufgestellt werden. Best verweist darauf, dass diese Fläche sich am Bundesbaugesetz und den Vorgaben der Unteren Landschaftsbehörde orientiere "und nicht willkürlich durch die Stadt Neukirchen-Vluyn geschaffen wurde. Ökologisch wichtig ist diese Ausgleichsfläche aufgrund der Bodenversiegelung." Dass Anlieger ihre Grundstücksflächen vergrößern wollen, sei im Kern legitim und derzeit ebenfalls auf der Fläche Niederberg zu erleben. "Aber uns sind die Hände gebunden", sagt Best.

Von Seiten der Stadt zeigt man sich kompromissbereit, wie Frank Grusen signalisiert. Die Pflege und Kontrolle der Fläche könnte in kürzeren Abschnitten erfolgen.

(sabi)
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