Neukirchen-Vluyn Schutz für seltene Kröte

Neukirchen-Vluyn · Die Kreuzkröte findet auf Niederberg gute Bedingungen. Der Kreis Wesel mahnt vor dem Bau des neuen Quartiers den Artenschutz an.

Sie ist in ganz Europa streng geschützt: die Kreuzkröte. Um so erfreuter waren die Naturfreunde in Neukirchen-Vluyn, als im vergangenen Jahr auf dem ehemaligen Zechengelände Niederberg die seltenen Amphibien sich massenhaft vermehrten. "Etwa ab Mai beginnen die Tiere damit", sagt Franz Reuter, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Neukirchen-Vluyn/Moers. Das noch unbebaute Gelände nördlich der Niederrheinallee, wo künftig das Wohnquartier IV entstehen soll, bot für den Froschlurch ideale Bedingungen. "Kreuzkröten laichen in Pfützen, die sich rasch erwärmen", weiß Reuter. Von denen gibt es in "Bergbaufolgelandschaften", wie es fachmännisch heißt, jede Menge. Daher hatten die Nabu-Helfer im Frühjahr 2016 mit Amphibien-Zäunen die Wasserstellen geschützt, damit die Kaulquappen sich ungestört entwickeln konnten.

Ob es in diesem Jahr wieder zur Massenvermehrung der Kröten kommt? "Wir werden bald wieder Kontrollgänge machen", kündigt Reuter an. Natürlich sei das ungewöhnliche Vorkommen der Tiere auch der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Wesel gemeldet worden. Der Kreis hatte daher gegenüber der Verwaltung in Neukirchen-Vluyn Bedenken gegen die Bauleitplanung geäußert. Im vergangenen Stadtentwicklungsausschuss hatten sich die Neukirchen-Vluyner Politiker mit dem Bebauungsplan für das neue Wohnquartier beschäftigt.

Die RAG Montan Immobilien, der das alte Zechengelände gehört, versichert jedoch, die Kreuzkröten seien für das Wohnquartier IV keine Bedrohung. Man habe seit längerem mit dem Nabu die Schutzmaßnahmen abgestimmt. "Auf der Nord- und auf der Südfläche gibt es jeweils einen Schutzbereich", teilte Frank Schwarz, stellvertretender Pressesprecher der RAG Montan Immobilien, mit. "Die Kreuzkröten auf der Fläche des Wohnquartiers IV werden in die beiden Schutzbereich versetzt. Die Artenschutzmaßnahmen blockieren nicht das Projekt Niederberg, im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen sind die Kosten dafür vertretbar." Auch Ulrich Geilmann, der technische Beigeordnete der Stadt Neukirchen-Vluyn, erklärt: "Für das neue Wohnquartier werden die Tiere keine Bedeutung haben." Dank eines Gutachtens sei diese Frage geklärt. Somit müsse kein Häuslebauer sich Sorgen machen, dass er wegen der Familienplanung der Amphibien seine Baupläne verschieben muss.

Auch beim Bau des Solarparks Mühlenfeld durch die Enni im Jahr 2013 musste auf die Kreuzkröten Rücksicht genommen werden. Sie wurden vor den Bauarbeiten eingesammelt. Nun fühlen die Tiere sich im Schatten unter den Solarmodulen wohl, wie die Enni seinerzeit mitteilte. Auf dem Gelände sind sie zudem so gut wie ungestört.

(s-g)
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