Schulweg in Neukirchen-Vluyn Entsetzen über den schweren Rad-Unfall

Neukirchen-Vluyn · 15-Jähriger außer Lebensgefahr – aber in einem kritischen Zustand. Krisensitzung der Stadt mit Baustellenbetreiber.

 Am Tag nach dem schweren Unfall auf der Baustraße: Die gelben Umrisse vorn links markieren die lage des lebensgefährlich verletzten 15-Jährigen. Laut der Markierung daneben flog er 6,10 Meter weit durch die Luft. Im Hintergrund die jetzt durch den Bauhof gesicherter Übergang des Schulradwegs, im Hintergrund die Tersteegenstraße.

Am Tag nach dem schweren Unfall auf der Baustraße: Die gelben Umrisse vorn links markieren die lage des lebensgefährlich verletzten 15-Jährigen. Laut der Markierung daneben flog er 6,10 Meter weit durch die Luft. Im Hintergrund die jetzt durch den Bauhof gesicherter Übergang des Schulradwegs, im Hintergrund die Tersteegenstraße.

Foto: Dirk Neubauer

Das Wichtigste zuerst: Eine akute Lebensgefahr besteht für den 15 Jahre alten, am Montag nahe der Tersteegenstraße durch einen Lastwagen angefahrenen Jungen offenbar nicht mehr. Dies teilte die Polizei gestern auf Nachfrage der RP mit. Nach einer Notoperation soll sich der Gymnasiast jedoch in den nächsten Tagen noch in einem kritischen Zustand befinden.

Die Unfallaufnahme der Polizei und deren Markierungen vor Ort legen nahe, dass der 39 Jahre alte Moerser mit seinem Lkw deutlich schneller unterwegs gewesen sein muss als die eigentlich erlaubte Schrittgeschwindigkeit von zehn Stundenkilometern. Das Kind flog nach dem Aufprall auf die Motorhaube des Lkw 6,10 Meter weit durch die Luft, so die Markierung auf dem Asphalt.

Es ist bereits der zweite Unfall an dieser Stelle, laut einem Hinweis der SPD-Ratsfrau Claudia Wilps am 12. Juni im Bauausschuss der Stadt Neukirchen-Vluyn. Auch CDU-Ausschussmitglied Thomas Timpe hatte sehr eindringlich auf die Gefahrenstelle mitten auf dem zentralen Schulweg hingewiesen. Beide Äußerungen sind im Sitzungsprotokoll festgehalten (siehe Info).

 Der Bauhof stellte zusätzliche Warnschilder für die Lastwagenfahrer auf. Dass auf der Baustraße eine Höchstgeschwindigkeit von zehn Stundenkilometern gilt, wird aber auch jetzt nicht deutlich.

Der Bauhof stellte zusätzliche Warnschilder für die Lastwagenfahrer auf. Dass auf der Baustraße eine Höchstgeschwindigkeit von zehn Stundenkilometern gilt, wird aber auch jetzt nicht deutlich.

Foto: Dirk Neubauer

Deutlich eher, nämlich bereits am 27. Mai, hatte sich Anwohner Dirk Wiemann in einer Mail an den Bürgermeister gewandt. Wiemann geht in den Feldern regelmäßig mit seinem Hund spazieren und berichtete von viel zu schnell fahrenden Baustellenfahrzeugen und Lastwagen. Kein Wunder: Die Zehn-Kilometer-Begrenzung war auch gestern noch nicht an der Baustellenstraße ausgeschildert. Die ist asphaltiert, schnurgerade – und verführt dazu, noch einmal Gas zu geben.

Der extrem schwere Unfall, bei dem der 15-Jährige auch hätte zu Tode kommen können und per Rettungshubschrauber in die Klinik geflogen werden musste, wäre also vermeidbar gewesen. In diesem Bewusstsein gab es gestern, am Tag danach, ein Krisentreffen an der Baustellenstraße. Der Baustellenbetreiber, ein Vertreter der RAG Montan Immobilien, Bürgermeister Harald Lenßen, der Leiter des Ordnungsamtes und der Leiter des Bauhofs, Stefan Kallen standen jeweils mit einem Kloß im Hals zusammen.

Bislang hatte sich die Stadt nicht wirklich für die private Baustellenstraße zuständig gefühlt und es bei Hinweisen und Ermahnungen belassen. Gestern nun stellten Mitarbeiter des Bauhofs zusätzliche Warnschilder auf und versperrten jungen Radfahrern mit quer stehenden Baustellen-Gattern den direkten Weg auf die Baustellenstraße. Viele Kinder stiegen ab – sie hatten offenbar vom Schicksal ihres Altersgenossen gehört.

Laut Bürgermeister Harald Lenßen sollen in der kommenden Woche zusätzlich Schwellen auf der Straße angebracht werden, die die viel zu schnell fahrenden Fahrzeuge zum Abbremsen zwingen sollen. Die Baustellenstraße wird nach seinen Worten noch bis zum Jahreswechsel 2019/2020 genutzt und soll dann zurückgebaut werden. Die Schüler von Neukirchen-Vluyn werden also noch viele Monate lang gezwungen, über den Gefahrenpunkt zu radeln. CDU und SPD kündigten gegenüber der RP an, auch mit der RAG MI und dem Baustellenbetreiber Gespräche darüber führen zu wollen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort