Neukirchen-Vluyn Schüler wollen Menschen in Afrika helfen

Neukirchen-Vluyn · Das Infomobil der Aktion Tagwerk war an der Theodor-Heuss-Realschule und der Gesamtschule Neukirchen-Vluyn. Die beiden Schulen wollen sich am Aktionstag des Vereins beteiligen und Geld für Hilfsprojekte in Afrika sammeln.

Neukirchen-Vluyn: Schüler wollen Menschen in Afrika helfen
Foto: Josef Pogorzalek

Für Fares steht fest: Er wird sich in einer Bäckerei um eine Arbeit bewerben. "Erstens macht das Spaß, und zweitens möchte ich helfen", sagte der Fünftklässler. Und Malte hat vor, in einer Bautechnik-Firma ein paar Euro zu verdienen. Nachgefragt habe er noch nie. Aber sein Papa sei dort der Chef. "Er sagt bestimmt ja." Wie die beiden Jungen ließen sich viele Fünftklässler der Gesamtschule Neukirchen-Vluyn von der Aktion "Dein Tag für Afrika" begeistern. Die Schule nimmt in diesem Jahr ebenso daran teil wie die Theodor-Heuss-Realschule, die schon zum siebten Mal dabei ist. Schüler kriegen an diesem Tag frei, um Geld für Hilfsprojekte in Afrika einzunehmen. An der Gesamtschule wird der Aktionstag am 26. Juni stattfinden, an der Realschule am 3. Juli.

Neukirchen-Vluyn: Schüler wollen Menschen in Afrika helfen
Foto: Josef Pogorzalek

Organisator von "Dein Tag für Afrika" ist die Aktion Tagwerk. Seit 2003 ist der Verein aktiv, 2007 gab es den ersten bundesweiten Aktionstag, 2014 wurde der Verein für sein soziales Engagement mit dem "Bambi" ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr haben sich in ganz Deutschland 180.000 Schüler an der Aktion beteiligt. "Das ist dreimal soviel wie in die Allianz-Arena passen", sagten Claudia Garbrecht und Nelson Frey. "Und sie haben insgesamt 1,3 Millionen Euro eingenommen." Claudia und Nelson, beide 19, machen ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Aktion Tagwerk in Bonn. Nach Neukirchen-Vluyn waren sie mit einem "Infomobil" gekommen, um den Mädchen und Jungen mithilfe von Fotos und kleinen Filmen den Verein und seine Hilfsprojekte vorzustellen.

Aktion Tagwerk engagiert sich in Ruanda, Burundi, Südafrika, Ghana und Uganda. Claudia und Nelson berichteten von "Kinderfamilien", deren Eltern tot, im Gefängnis oder krank seien. "Das älteste Kind übernimmt die Rolle der Eltern." Sie erzählten auch über eine Schule, in der Straßenkinder betreut und werden. Die Schüler aus Neukirchen-Vluyn erfuhren auch von einem Hilfsprojekt für alleinerziehende Mütter. "Sie werden häufig von der Gesellschaft verstoßen und leben auf der Straße." Nelson und Claudia zeigten ebenfalls Bilder von einem Ausbildungszentrum in Uganda, in dem junge Männer und Frauen zu Automechanikern, Maurern oder Schneidern ausgebildet werden. "Und mit eurem Erlös unterstützt ihr die Projekte", sagten die Gäste von der Aktion Tagwerk. Ein Raunen ging durch die Schar der Gesamtschüler, als sie hörten: "Ihr werdet für einen Tag arbeiten gehen." Dafür bekommen die Kinder eine richtige "Arbeitsvereinbarung", die sowohl sie als auch die Arbeitgeber - die sich die Mädchen und Jungen selbst suchen werden - ausfüllen.

Der Vortrag der beiden "FSJ-ler" war kurzweilig und lehrreich. Man sah moderne Hochhäuser aus Ruandas Hauptstadt Kigali und hörte: "Das ist die sauberste Hauptstadt der Welt." Zu sehen war aber auch ein anderes Afrika. Ein Holzverschlag, der als Friseursalon dient, oder ärmlich wirkende Geschäfte am Straßenrand. "So wie ihr zu H & M geht, kaufen die Leute dort ihre Kleidung am Straßenrand." Staunen auch darüber, wie viel sich mit vergleichsweise wenig Geld ausrichten lässt: Fünf Euro koste das Saatgut für Gemüse, mit dem sich eine Familie ein Jahr lang versorgen kann, sagten Claudia und Nelson. Ebenfalls fünf Euro koste eine Schuluniform. Zehn Euro kosteten Hefte und Stifte für zwei Waisen. Und für zwölf Euro könne eine dreiköpfige Kinderfamilie krankenversichert werden. Womit klar war: Jeder Euro, der bei "Dein Tag für Afrika" eingenommen wird, zählt.

(RP)
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