Gutachten Schlechte Chancen für Bahnanschluss

Neukirchen-Vluyn · Aber unmöglich sei die Reaktivierung der Strecke von Vluyn über Neukirchen nach Moers nicht, sagte ein Gutachter im Stadtentwicklungsausschuss. Er errechnete Kosten in Höhe von 35 bis 50 Millionen Euro.

  Foto: pixabay

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In Kamp-Lintfort sind die Bemühungen um eine Bahnlinie zwischen dem künftigen Laga-Gelände und Moers-Rheinkamp bereits fortgeschritten. Auch in Neukirchen-Vluyn wird darüber nachgedacht, einen Schienenstrang für den Personenverkehr zu reaktivieren. Bereits 2003 gab die Stadt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Jetzt holte sie ein neues Gutachten ein. Die Ergebnisse stellte Gutachter Alexander von Seltmann am Mittwochabend im Stadtentwicklungsausschuss vor.

Der Mitarbeiter der TÜV Rheinland InterTraffic GmbH in Berlin schätzte ab, wie viel zu investieren wäre, um auf der Bahnstrecke von Vluyn über Neukirchen nach Moers wieder Personen zu transportieren. Er rechnet mit 5,8 Millionen Euro, um die Gleisanlage zu erneuern, und 3,2 Millionen Euro um fünf Haltepunkte zu bauen. Neben Vluyn und Neukirchen würde einer dieser Haltepunkte das Campusgelände für die Berufsschulen sein, das zurzeit an der Repelener Straße in Moers entsteht.

Der Gutachter rechnet mit sieben Millionen, um 17 Bahnübergänge und Sicherungen zu errichten. Er geht von 4,9 Millionen Euro aus, um Schallschutzwände zu bauen, zum Beispiel in Neukirchen. „Dort stehen Reihenhäuser direkt an der Bahnlinie“, sagte er. „Auch sonst geht die Bebauung nah heran.“

Er setzt 15 Millionen Euro an, um die Bahnlinie direkt an die Strecke von Duisburg über Moers nach Xanten anzubinden. „Dort ist eine Brücke zu bauen.“ Heute endet die Strecke von Vluyn über Neukirchen im Moerser Kreisbahnhof der Niag. Von dort hätte ein Zug erst ein Stück Richtung Norden zu fahren, um dann stehen zu bleiben und Richtung Süden in den Moerser Hauptbahnhof einzulaufen. Ohne den direkten Anschluss würde der Zeitvorteil von zehn Minuten verloren gehen, den ein Zug von Vluyn nach Duisburg laut Fahrplan gegenüber dem Schnellbus SB 10 habe.

Inklusive einer Oberleitung für 2,2 Millionen Euro, die er für wünschenswert hält, kommt er auf 38,1 Millionen Euro, wenn es auf der Strecke einen Stundentakt gibt. Für einen Triebwagen mit Verbrennungsmotoren geht er für weitere 4,5 Millionen aus, für einen mit Stromabnehmern und Elektroantrieb von fünf Millionen. Um diese Investition zu sparen, denkt er darüber nach, den Triebwagen, der einmal in der Stunde als RB 31 von Duisburg nach Moers unterwegs ist und dort fast eine Stunde steht, bis Vluyn durchlaufen zu lassen. Neben einer stündlichen Verbindung nach Vluyn spielt er auch eine halbstündige durch, bei der für zwei Millionen Euro eine Ausweichstelle zu bauen wäre sowie ein weiterer Triebwagen zu kaufen. Um Menschen für die Bahn zu gewinnen, sei das deutlich attraktiver, sagt er, allerdings würde sich die Bahnfahrt um zwei bis drei Minuten verlangsamen, wenn die Züge sich bei der Ausweichstelle treffen würden.

Der Gutachter relativiert seine Ergebnisse. Das Projektdossierverfahren, das ein vereinfachtes Verfahren sei, dürfe nur bis zu Investitionen von 25 Millionen Euro angewendet werden, da es bei höheren Werten zu ungenau sei. Er habe keinen Zugriff auf Fahrgastzahlen gehabt, weil die NIAG diese nicht bekanntzugeben habe. Mit seinen geschätzten Fahrgastzahlen kommt er auf einen Mehrverkehr von 33 Prozent. Das ist eine Quote, die eine Rolle spielt, wenn von Bund und Land Bahnlinien verglichen werden, um die Aktivierung von Bahnstrecken zu vergleichen und dann zu fördern.

Er sieht eine Chance für die Aktivierung, aber keine sehr gute. „Wenn alle an einem Strang ziehen, kann es klappen“, sagte er am Mittwochabend. „Bund, Land und benachbarte Städte.“ Es dauere mindestens fünf Jahre, eine Bahnlinie wieder befahrbar zu machen. Ausschussvorsitzender Rolf Heber hob hervor, welche positiven Entwicklungen Städte erlebten, die wieder ans Schienennetz angebunden seien.

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