Ritterspiele und Tavernen locken in Neukirchen-Vluyn So lebten die Familien im Mittelalter

Neukirchen-Vluyn · Raufen und mit Schwertern kämpfen, schmausen und zechen wie die Ritter und für die Holde gab es ein Kleid aus Linnen oder Samt: Rund um den Averdunkshof begaben sich viele Hundert Gäste auf eine Zeitreise.

 Nur der Kinderwagen wirkt wie aus der Zeit gefallen: Kleiderkauf im Mittelalterdorf rund um den Averdunkshof.

Nur der Kinderwagen wirkt wie aus der Zeit gefallen: Kleiderkauf im Mittelalterdorf rund um den Averdunkshof.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Eine schönere Kulisse für ein mittelalterliches Dorf kann man sich kaum vorstellen. Eine riesige Wiese mit knorrigen Obstbäumen hinter dem alten niederrheinischen Averdunkshof aus rotem Backstein. Am Wochenende konnte man hier erstmalig in die Atmosphäre des Mittelalters eintauchen: Beim „Fröhlichen Normannen“ oder in der „Feuer Schwan Taverne“ gab es Met, Butter- oder Kirschbier. Leckerer Flammkuchen, Pulled Pork oder Hähnchen am Spieß wurde frisch aus Grill und Ofen angeboten.

Insgesamt 40 Verkaufsstände, davon neun mit diversen Leckereien, waren auf dem Gelände verteilt. Keltischer Siberschmuck, Honigwein oder selbst gemachte Seifen waren zu erwerben. Im „Rheingold Shop“ konnte man alles erstehen, was das Mittelalter-Herz begehrt: spitze, mit Riemen gebundene Lederschuhe, Korsagen, angepriesen als „feinste Körperschmeichler“ oder schöne Gewänder, entweder schlicht, aus grobem Leinen oder aufwendig gearbeitet und aus edlem Samt. Bereits zur Eröffnung am Samstagmorgen strömten viele Familien auf den Markt. Die Kinder eroberten den Spielplatz mit Kletterbaum, Rutsche und Seilbahn und konnten außerdem noch mit Bogen oder Armbrust schießen oder beim „Rattenwerfen“ auf vertikal angebrachte Mausefallen zielen. Überall erblickte man eindrucksvoll gewandete Gestalten, Knappen, Ritter, Burgfräuleins und schottische Clanchefs mit Lederwams und Fellüberwurf oder Kapuzenumhang, angetan mit Waffen und Geschmeide.

Die mittelalterlichen Dorfbewohner hatten im hinteren Teil des Geländes ihre Lager errichtet. Rund 80 Personen verbrachten das Wochenende in ihren Zelten und demonstrierten mit Handwerk und Haushalt einen Eindruck vom Leben in früheren Zeiten. Dass überall offene Feuer brannten und der Platz von Rauchschwaden durchzogen war, gehörte zum echten Mittelalter-Feeling dazu. Auf dem „Dorfplatz“ bildeten sich zu verschiedene Zeiten Menschentrauben um den Geschichtenerzähler „Tandaniel“ oder die Musikergruppe „Formatio Kupfergold“. Die Schwertkämpfe, das als „Gelderländer Ballett“ bezeichnete Raufspiel und die Feuerspiele der Gruppe „Insanity Firedance“ waren spannend zu beobachten.

Auch Handwerker wie Drechsler, Schmied und Pfeifenmacher, die schon beim Erntedankfest im Dorf Neukirchen zu bewundern waren, zeigten hier wieder Beispiele von alter Handwerkskunst. Beim „Hau den Lukas“ konnte es sich so mancher Recke nicht nehmen lassen, seiner Auserwählten Kraft und Männlichkeit zu beweisen. Auch wenn er es nur bis zur „Möwe“ auf 2,50 Meter schaffte. Doch Chef Chris zeigte, dass es auf die richtige Technik ankommt, jagte den Lukas mit einem Schlag auf sechs Meter hoch und spendierte anschließend für alle eine Runde Met im Plastikpinneken.

Veranstalter Christian Schulze organisiert erst seit einem Jahr mittelalterliche Events und zeigte sich mit der Resonanz sehr zufrieden. Von der Lokalität ist der Duisburger begeistert. Die Idee entstand, als er und seine Frau Bettina ihre Hochzeit im Averdunkshof planten und Betreiber Dirk Mensel meinte, er träume schon länger von einem Mittelalter-Event auf dem Gelände. Die Zusammenarbeit soll bereits im Dezember mit einem „Irish Christmas“-Abend fortgeführt werden.

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