Straßenplanung Ringen um Durchstich der Wiesfurthstraße

Politik und Anwohner halten eine Anbindung zur Andreas-Bräm-Straße für wichtig. Nur so sei das mit einer neuen Kita und neuen Wohnungen verbundene Verkehrsaufkommen zu stemmen. Fachleute sehen das anders.

 Das CJD-Gelände an der Wiesfurhtstraße. Rechts hinten ist das Wäldchen, hinter dem die Andreas-Bräm-Straße verläuft.

Das CJD-Gelände an der Wiesfurhtstraße. Rechts hinten ist das Wäldchen, hinter dem die Andreas-Bräm-Straße verläuft.

Foto: pogo

Ein Gutachter rät, davon Abstand zu nehmen. Die Stadtverwaltung sieht die Sache ebenso kritisch. Dennoch soll die Wiesfurthstraße direkt an die Andreas-Bräm-Straße angeschlossen werden. So wollen es die politischen Fraktionen, so wollen es Anwohner. Sie befürchten, dass es ohne den Anschluss zum Verkehrsinfarkt kommt, wenn auf dem ehemaligen CJD-Gelände ein neuer Kindergarten in Betrieb geht und neue Wohnungen entstehen. „Schon jetzt kommt man kaum durch die Wiesfurthstraße“, klagte eine Frau in der Fragestunde vor der Ausschussitzung.

Die viergruppige Kita auf dem CJD-Gelände an der Wiesfurthstraße soll noch in diesem Jahr fertig sein. Die 59 neuen Wohneinheiten will ein Investor später errichten. Wer das Areal von der Andreas-Bräm-Straße (L 398) aus erreichen will, fährt meist über die Kranichstraße (wo schon heute eine Kita liegt) bis zur Wiesfurthstraße und dann links. Oberhalb des CJD-Geländes knickt die Wiesfurthstraße nach links ab, verläuft parallel zur Andreas-Bräm-Straße und endet in einer Sackgasse. Einen direkten Anschluss zur L 398 gibt es nicht. Schon im November hatte die Politik beschlossen, dass der Kita-Bau nur in Verbindung mit einem solchen Anschluss erfolgen dürfe. Die Stadt schaltete einen Gutachter ein. „Wir wollten den Beschluss nicht hintergehen“, stellte am Donnerstag der Technische Dezernent Ulrich Geilmann klar. „Uns ging es darum, Luft zu holen und zu fragen: Wollen wir das wirklich?“ Es sei zum Beispiel nicht bekannt gewesen, wie teuer der Straßen-Bypass wäre.

Der Gutachter hat in Rücksprache mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW (der als „Herr“ über die L 398 einverstanden sein muss) mehrere mögliche Varianten untersucht. Am plausibelsten erscheint danach ein Durchbruch von der Wiesfurthstraße in Höhe ihres „Knicks“: Durch ein Wäldchen würde dann ein 50 Meter langes Straßenstück bis zur L 398 gezogen. Die Einmündung läge in Höhe Paschenfurth. Aus der Wiesfurthstraße kommende Autofahrer müssten allerdings nach rechts, stadtauswärts, abbiegen. Aus Sicherheitsgründen lehne Straßen.NRW das Abbiegen nach links ab – wie auch das Linksabbiegen von der Andreas-Bräm-Straße in die Wiesfurthstraße. Es sei denn, ein neuer Fahrstreifen für Linksabbieger entsteht – was den Aufwand weiter erhöhte.

Die geschätzten Kosten für die 50 Meter Straße und eine Querungshilfe in Höhe der Mündung sind mit 645.000 Euro beträchtlich. Und: Der Gutachter sieht gar keine Notwendigkeit für die Verbindung. Ihr „Verkehrswert“ sei gering. Die bestehenden Straßenzüge seien nicht ausgelastet und könnten die erwarteten Verkehrsströme problemlos aufnehmen. Wegen des schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnisses (und weil ein Wäldchen litte – Stichwort Klimaschutz) schlug auch die Stadtverwaltung vor, auf die Verbindung zu verzichten. Ein Rat, den die Politik aber nicht annahm. Insbesondere die CDU kritisierte das Gutachten. Es vernachlässige Aspekte der Verkehrssicherheit. An der Kita Kranichstraße sei die Situation schon heute brenzlig. Man müsse handeln, bevor ein Unglück passiere.

„Der Rat ist autonom. Er kann entscheiden“, sagte Dezernent Ulrich Geilmann am Donnerstag. Die Verwaltung werde alles tun, um die Wünsche der Politik umzusetzen. Man werde erneut mit dem Landesbetrieb Straßen reden und vermutlich noch im Frühjahr eine Vorlage zu den notwendigen Investitionen präsentieren.

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