Rheurdter Motorenspezialist entwickelte Nachrüstung gegen Stickoxide Mit einer Prise Wasserstoff kommen alte Diesel auf neue Grenzwerte

Rheurdt · Schaephuysener Motorenspezialist hat eine Nachrüstung für Diesel der Euronormen drei und vier entwickelt. Ein Testwagen fuhr damit schon 30.000 Kilometer.

 Der alte Diesel und die zweite Luft, dank einem Spritzer Wasserstoff. Die Menge destilliertes Wasser reicht laut dem Spezialisten Wolfgang Krause für rund 1000 Kilometer.

Der alte Diesel und die zweite Luft, dank einem Spritzer Wasserstoff. Die Menge destilliertes Wasser reicht laut dem Spezialisten Wolfgang Krause für rund 1000 Kilometer.

Foto: Dirk Neubauer

Können alte Diesel der Euro-Normen 3 und 4 neueste Stickoxid-Grenzwerte einhalten? Diplom-Ingenieur Wolfgang Krause schaut über den Rand seiner Metallbrille und spricht mit fester Stimme: „Mit unserem Testfahrzeug beweisen wir seit 30.000 Kilometern, dass das geht.“ Der Geschäftsführer der KLS Motorenbau und Entwicklungsgesellschaft mbH aus Schaephuysen rät verunsicherten Dieselbesitzern derzeit dazu, Ruhe zu bewahren und ihr Auto nicht zu verschrotten. „Eigentlich fehlt nur noch die gesetzliche Grundlage – dann könnten wir sofort Umbausätze anbieten.“ Zielpreis seien 1.550 Euro einschließlich der Montage.

Krause weiß, dass er mit dieser Aussage frontal auf sämtliche Fahrzeughersteller zuhält. Und ein bisschen scheint das dem Tüftler das sogar Spaß zu machen. Die aktuelle Diskussion um Fahrverbote in großen Städten und Grenzwerte, um Eintauschprämien und die Verschrottung von eigentlich noch jahrelang nutzbaren Fahrzeugen hält er schlicht „für ein riesiges Verkaufsprogramm der Autoindustrie“.

Der Mann hat sein Handwerk bei der Autoschmiede Mercedes AMG gelernt – da geht es um Hochleistungsmotoren, um mehr PS und höhere Endgeschwindigkeiten. Dieses Motoren-Wissen nutzt er nun, um älteren Diesel-Fahrzeugen moderne Verbrennungswerte anzuerziehen. Bei dem Rheurdter Testfahrzeug sei die Motorleistung durch den Umbau von einstmals 150 PS auf 136 PS reduziert worden. Eine Testfahrt belegt: Das wirkt sich auf die Endgeschwindigkeit aus. Von der Ampel kommt der modifizierte Benz der C-Klasse fast ein wenig spritziger weg als sein Serien-Pendant.

Unter der Haube wurden ein Sintermetallfilter, ein Wasserstoffgenerator, ein Steuergerät und ein kleiner Tank für destilliertes Wasser eingebaut. Der Zusatzfilter reinigt die Abgase, bevor sie in den Brennraum zurückgeführt werden. Die Einspritzung erfolgt nicht in einem großen Schluck, sondern wird auf eine größere und viele kleine Mengen verteilt. Und damit das Auto nicht ruckelt und der Motor nicht stottert wird eine „homöopathisch kleine Menge Wasserstoff hinzugegeben, was unser Gemisch zündfähig macht“, erklärt der Ingenieur.

Für die Abstimmung der neuen Komponenten mit dem alten Dieselmotor waren einige Monate Tüftelei notwendig. Das Ergebnis führt Wolfgang Krause jetzt rings um Rheurdt jedem vor, der sich für die technische Umrüstung interessiert. „Sie lohnt sich für Besitzer von Dieselfahrzeugen, die noch viele Jahre gewerblich im Stadtverkehr eingesetzt werden sollen“, sagt Krause. Taxibesitzer wären eine solche Kundschaft; aber auch die Besitzer von jetzt noch relativ teuren Gebraucht-Dieseln, die ansonsten trotz Tauschprämie einen herben Verlust einfahren würden.

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