Kirche in Moers „Ein Pfarrer soll da sein, wo der Alltag der Menschen ist“

Rheurdt · Nach 33 Dienstjahren in Rheurdt und Sevelen geht Pfarrer Jürgen Kunellis in den Ruhestand.

 Pfarrer Jürgen Kunellis versbschiedet sich nach 33 Jahren in Rheurdt und Sevelen in den Ruhestand.

Pfarrer Jürgen Kunellis versbschiedet sich nach 33 Jahren in Rheurdt und Sevelen in den Ruhestand.

Foto: Grafschafter Diakonie

Was gab es Schönes an seinem Dienst als Pfarrer der Kirchengemeinde Hoerstgen? „Diese Frage zu beantworten, fällt nicht leicht, da es viele Dinge sind“, sagt Pfarrer Jürgen Kunellis. Derzeit verbringt der 63-Jährige die letzten Wochen in seinem Dienst. Am 7. Juli verabschiedet sich der Geistliche, der 33 Jahre lang in den beiden Bezirken Rheurdt und Sevelen wirkte, in den Ruhestand. Eines hebt der Seelsorger zum Abschluss seiner aktiven Zeit hervor: Die Arbeit mit den Konfirmanden, die er mehrmals in der Woche zum Unterricht traf. „Die jungen Leute zu erleben, mit ihrer Lebendigkeit, zu erfahren, was sie bewegt und auch: von ihnen zu lernen. Das habe ich als sehr bereichernd empfunden“, betont Kunellis.

Seinen Dienst als Pastor trat er im Jahr 1986 an. Auf die Stelle am Niederrhein bewarb er sich aus seiner Tätigkeit als Pastor im Hilfsdienst einer Kirchengemeinde in Mülheim an der Ruhr. Der Dienstantritt im Kirchenkreis Moers bedeutete für den jungen Pfarrer gleichzeitig auch eine Rückkehr. Von 1982 bis 1984 leistete er sein Vikariat in der Kirchengemeinde Moers-Asberg. Aufgewachsen in einem Dorf in Rheinland-Pfalz, zog es ihn als jungen Erwachsenen bewusst von der Heimat weg. „Mein Vater war als Pfarrer im Hunsrück tätig“, berichtet er. Als junger Mann sei ihm ein wenig Abstand zu den eigenen Wurzeln wichtig gewesen.

Dazu passt, dass der Geistliche auf Umwegen zu seiner Berufung fand. Nach dem Abitur auf dem zweiten Bildungsweg, an einer Fachoberschule für Elektrotechnik und Maschinenbau, wechselte er zur Ausbildung an die Evangelische Fachhochschule für Religionspädagogik in Düsseldorf. Nach dem Abschluss mit dem Schwerpunkt Jugendarbeit entschied er sich für eine Laufbahn als Pfarrer. Die Studienjahre, die er in Wuppertal und Bonn absolvierte, hat Kunellis als prägend erlebt. Intensive Lernarbeit mit der bekannten Theologin Hannelotte Reiffen sind ihm bis heute im Gedächtnis geblieben. Die pensionierte Pfarrerin, die selber Seminare an der Universität besuchte, lud Studentinnen und Studenten einmal in der Woche zu sich nach Hause zu Lektürekursen und zum fachlichen Austausch ein. „Dort ging es sehr politisch zu und wir haben Karl Barth gelesen“, erinnert sich der Pfarrer in seinem Rückblick.

Auch in seinem Dienst am Niederrhein blickte er über die Dorfgrenzen hinaus. Seit dem Jahr 1991 begleitete er als Vorsitzender des übergemeindlichen Öffentlichkeitsauschusses die Außendarstellung des Kirchenkreises Moers. Zusätzlich übernahm er die Leitung des Gremiums, das sich um die Gestaltung der Kirchenkreis-Partnerschaft mit Gemeinden der United Church of Christ (UCC) im US-amerikanischen Wisconsin kümmert. Eine Beziehungsarbeit, die dem geselligen Charakter von Jürgen Kunellis sehr entgegenkam. Ihren Pastor erlebten die Rheurdter und Sevelener in all den Jahren bei zahlreichen Anlässen. Zur Sevelener Kirmes, zu Jubiläen oder Dorffesten war Kunellis stets eingeladen und dort, soweit es der Terminkalender zuließ, präsent. „Ein Pfarrer soll da sein, wo die Menschen sind, wo sie ihren Alltag leben“, beschreibt er eine Dienstauffassung.

Die nächsten Jahre sollen nun mehr Häuslichkeit bringen. Der große Garten im neuen Domizil in Geldern will er zusammen mit Ehefrau Christa in ein naturnahes Grün verwandeln. Heimische Pflanzen, die man vom Wegrand kennt, werden die beiden dort um sich haben. „Sie sollen möglichst viele Bienen und Insekten anlocken“, so der Wunsch des Pfarrers.

Jürgen Kunellis wird im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes offiziell verabschiedet, und zwar am Sonntag, 7. Juli, im Gemeindehaus Sevelen, Rheurdter Straße 42. Beginn ist um 15 Uhr.

(RP)
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