Silvester Menschen 2020 „Die Verbundenheit im Dorf hat mir geholfen“

Bei den Bürgermeisterwahlen 2020 tritt Klaus Kleinenkuhnen nicht mehr an. Er freut sich auf ein geregeltes Familienleben.

 Klaus Kleinenkuhnen startete seine berufliche Karriere 1976 im Rheurdter Einwohnermeldeamt. Danach bildete er sich in Lehrgängen zum Verwaltungsfachwirt fort. 1983 wurde er Leiter der Bauverwaltung, 1993 übernahm er zusätzlich die Leitung des Hauptamts.

Klaus Kleinenkuhnen startete seine berufliche Karriere 1976 im Rheurdter Einwohnermeldeamt. Danach bildete er sich in Lehrgängen zum Verwaltungsfachwirt fort. 1983 wurde er Leiter der Bauverwaltung, 1993 übernahm er zusätzlich die Leitung des Hauptamts.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Was er an seinem ersten Tag „danach“ machen wird? „Lange schlafen!“ antwortet Klaus Kleinenkuhnen, ohne zu überlegen. Und lacht dann. „Das klappt garantiert nicht! Ich werde im Bett liegen und denken: Was jetzt?“ Denn seit dem 1. Oktober 2004 führt Kleinenkuhnen ein Leben unter Diktat der Uhr und des Terminkalenders. An diesem Tag wurde er Bürgermeister von Rheurdt – und ist es vier Wahlperioden lang geblieben. „Das ist ein Twentyfour/Seven-Job“, sagt er. Also eine Aufgabe, die ihn jeden Tag rund um die Uhr ausfülle. Feierabend? Wochenende? Pfeif drauf!

„Wenn ich mit meiner Frau spazieren gehe, dann machen wir das auswärts. In Rheurdt werde ich ständig angesprochen: Wo ich Dich gerade sehe… Der schönste Spruch war mal: Ich wollte Dich im Büro nicht stören...“ Und er bleibe immer stehen. „Es ist wichtig, dass man den Leuten zuhört.“ Damit soll aber bald Schluss sein. Bei den Bürgermeisterwahlen 2020 tritt Kleinenkuhnen nicht mehr an. „Ich möchte ein geregeltes Familienleben führen“, sagt er, der im Januar 66 wird.

„Meine Frau hat mir immer den Rücken freigehalten. Aber wenn ich aus dem Haus ging, wusste sie nie, wann ich wiederkomme.“ Was nicht heißt, dass Kleinenkuhnen sich 16 Jahre lang pflichtschuldig, aber widerwillig ins Rathaus geschleppt hat. Im Gegenteil: „Ich mache das mit Herzblut. Und die Verbundenheit im Dorf hat mir geholfen, hier zu arbeiten.“ Kleinenkuhnen ist waschechter Rheurdter, geboren („Ich bin eine Hausgeburt“) und aufgewachsen ist er als Sohn einer Schneiderin und eines Futtermittelhändlers unweit des Rathauses.

Er war Messdiener und Lektor in der katholischen Gemeinde und spielte mit dem Gedanken, Pastoralreferent zu werden. Aber die Verdienstmöglichkeiten des Berufsstands überzeugten ihn nicht. „Die wirtschaftliche Sicherheit war mir wichtig.“ Kleinenkuhnen verpflichtete sich auf vier Jahre bei der Bundeswehr und machte in dieser Zeit einen Verwaltungslehrabschluss, mit dem er 1976 im Rheurdter Einwohnermeldeamt Arbeit fand. Danach bildete er sich in Lehrgängen zum Verwaltungsfachwirt fort. 1983 wurde er Leiter der Bauverwaltung, 1993 übernahm er zusätzlich die Leitung des Hauptamts. „Ich war damals der erste mit einem schnurlosen Telefon im Rathaus, mal war ich oben, mal unten.“

Der damalige Bürgermeister Karl-Heinz Rickers habe ihn dann 2003 gefragt: „Bürgermeister, wäre das nichts für Dich?“ Nach einer Bedenkzeit sagte Kleinenkuhnen ja, unter einer Bedingung: „Ich werde nie Parteimitglied.“ So sei er zwar mit Unterstützung der CDU Bürgermeister geworden, sei von Anfang an aber auch bei Fraktionssitzungen der SPD dabei gewesen. Das erspare mitunter Diskussionen in den Ausschuss- und Ratssitzungen. „Das ist der Vorteil, wenn man nicht parteigebunden ist.“ Woran er sich besonders gerne erinnern wird? Zum Beispiel an die Rettung des Rherudter Hallenbads durch die Schwimmfreunde. Als die Gemeinde das Bad schließen wollte, habe es die erste Demo gegeben, die das Dorf je gesehen hat. „Mit Abschlusskundgebung im Burgerpark.“ Ebenfalls ein Highlight für Kleinenkuhnen: Die Art und Weise, wie das einst arg gebeutelte Schaephuysen sich gemausert hat und sogar „Golddorf“ geworden ist. Stolz ist er darauf, dass die Gemeinde seit 2004 keine Kredite mehr aufnehmen musste und ihr Schuldenstand mit 270.000 Euro übersichtlich sei. „Weit und breit ist kein Haushaltssicherungskonzept in Sicht.“ Und auch das freut ihn: Dass die Planung für das neue Feuerwehrgerätehaus steht und der erste Spatenstich noch in seine Amtszeit fallen wird.

Klaus Kleinenkuhnen war früher leidenschaftlicher Motor- und Segelflieger. Das zeitraubende Hobby hat er aufgegeben, als er Bürgermeister wurde. Damals hat er sich eine Honda Black Widow zugelegt. Auf dem Chopper will er künftig zusammen mit seiner Frau den Niederrhein und andere Gegenden erkunden. Auch über eine ausgedehnte Wohnmobil-Tour in Richtung Norwegen denkt er nach.

Zu den Dingen, die er sich vorgenommen hat gehört das „herrichten“ seiner körperlichen Fitness. Kleinenkuhnen war früher begeisterter Läufer, er hat einige Marathons – darunter in New York und Berlin – gefinisht. Und was, wenn ihn nach der Amtsübergabe im Herbst 2020 jemand beim Spaziergang durch Rheurdt anspricht: „Wo ich dich gerade sehe…“? Eines verspricht der künftige Ex-Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen schon heute: Wenn ihn sein Nachfolger um Rat fragt – gerne. Aber selbst einmischen will er sich in Gemeinde-Angelegenheiten dann nicht mehr. Kleinenkuhnen erklärt dazu: „Wenn ich aus dem Rennen bin, dann bin ich aus dem Rennen.“

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