Wie die Schwimmfreunde ihre Halle über Wasser hielten Landessportbund berichtet über Rheurdter Bad-Retter

Rheurdt · Geruhsam ziehen zwei Damen ihre Bahnen im Hallenbad. Aus der Sicht des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen schwimmen sie in Rheurdt gegen den Strom. Die Hallenbadretter der Gemeinde sind in der aktuellen Ausgabe des Landessport-Magazins „Wir im Sport“ eines der wenigen Gegenbeispiele gegen einen traurigen Trend.

 Das Hallenbad Rheurdt wird von den Nutzern über Wasser gehalten.

Das Hallenbad Rheurdt wird von den Nutzern über Wasser gehalten.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Die Titelgeschichte des Magazins ist plakativ so überschrieben: „Bäder gehen Baden“.

„Ich bin immer vorsichtig mit solchen Aussagen – aber in diesem Fall kann ich sagen: In Rheurdt haben die Schwimmfreunde etwas landesweit Einzigartiges geschaffen“, sagt der Sprecher des Landessportbundes, Frank-Michael Rall. Laut einer Statistik der Deutschen-Lebens-Rettungsgesellschaft, DLRG, mussten im laufenden Jahr bereits acht Schwimmbäder in NRW komplett schließen, 19 weitere sind demnach von einer Schließung bedroht.

Immer mehr Kommunen mit knappen Kassen ziehen den stark zuschussbedürftigen Hallen- und Freibädern endgültig den Stöpsel. Die Folge: Nur noch jedes zweite Grundschulkind im Lande kann Schwimmen, so die DLRG. Dass Schwimmen zum Sportunterricht der Grundschule gehört, ist nicht mehr selbstverständlich.

Deshalb fällt der Blick auf Rheurdt. Der erste Vorsitzende der Schwimmfreunde, Thomas Goetzens, schildert, wie im Jahr 2010 das Hallenbad dicht gemacht werden sollte. Mit zunächst 900, später 1.500 schwimmbegeisterten Rheurdtern wurde erst der Badebetrieb, später sogar die Immobilie übernommen. Die Stadt gab 400.000 Euro für die energetische Erneuerung – gestreckt über zehn Jahre. Und zahlt einen Zuschuss von 40.000 Euro pro Jahr; laut Goetzens etwas mehr als der Betrag, den die Gemeinde aufwenden müsste, wenn die Schulkinder in einem Nachbarort schwimmen müssten.

Von morgens um sechs Uhr bis abends 21 Uhr ist derzeit Betrieb im Hallenbad. DLRG, Schulen – alle finden ihren Platz auf den vier 25-Meter-Bahnen. Geholfen habe zu Beginn sicherlich, dass es keinen Renovierungsstau gab, sagt Goetzens. Die Schwimmbadretter von Rheurdt sind nun auch landesweit bekannt.

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