In den Siebzigern lief im Fernsehen die Serie "Herr Rossi sucht das Glück". Heutzutage würde Herr Rossi vermutlich eine Buchhandlung aufsuchen: Ratgeber und anderes Gedruckte zum Thema Glück sind seit Jahren ein Trend im Buchhandel.

Wenn Holger Wersig den Begriff "Glück" in die Datenbank lieferbarer Bücher eingibt, dann erzielt er 2716 Treffer. Wersig arbeitet in der Neukirchener Buchhandlung, die zum Erziehungsverein gehört. Das Geschäft bietet neben dem normalen Programm auch den thematischen Schwerpunkt Theologie. Und so gibt es in den Regalen die eher religiös ausgerichteten Wegweiser zum Glück und die eher weltlichen. Im aktuellen Sortiment kommt das Thema nicht zu kurz. Da gibt es den "Reispass ins Glück", den "Glücks-Faktor", die "Glücks-Formel", das "Kleine Buch vom Leseglück" sowie "Das macht den Menschen glücklich", letzteres eine Sammlung von Heine-Texten.

"Sehr beliebt ist zurzeit ,Willst du normal sein oder glücklich?' von Robert Betz", sagt Anne Gies, die Leiterin der Buchhandlung. "Dafür hatten wir vor Weihnachten rund 30 private Bestellungen." Gibt es eine gewisse Klientel, die häufig Bücher übers Glücklichsein und Glücklichwerden kauft? "Es sind schon eher Frauen", sagt Gies. Sie persönlich und ihr Kollege Holger Wersig empfehlen das Buch "Glück kommt selten allein" von Eckart von Hirschhausen. "Das ist sehr objektiv geschrieben."

Hat Anne Gies eine Erklärung für diesen beständigen Trend? "Ich denke, diese Bücher werden gekauft, weil sie Gelegenheit zur Selbstbesinnung bieten", meint sie. Genau das tun auch seit Jahrhunderten die "Losungen" der Brüdergemeinde, die just im kommenden Jahr unter dem Motto stehen: "Gott nahe zu sein, ist mein Glück".

Zu den Autoren, die ein Buch nach dem anderen über dieses Thema schreiben, gehört der Benediktinerpater Anselm Grün. Der bärtige Gottesmann hat unter anderem die Werke "Nimm dir Zeit fürs Glück", "Das kleine Buch vom wahren Glück", "Glückseligkeit", "Das große Buch vom wahren Glück" und "Jeder Tag ein Weg zum Glück" veröffentlicht.

Da klingt es fast wie eine Reaktion auf den fleißigen Pater, wenn die Nobelpreisträgerin Alice Munro ihr neues Buch "Zu viel Glück" nennt (im Original "Too much Happiness"). Für jene, denen so viel Harmonie zu viel wird, hat Anne Gies einen Trost: "Das Buch ,Anleitung zum Unglücklichsein' von Paul Watzlawick verkauft sich auch immer noch gut."

Und was bedeutet für die Buchhändlerin persönlich Glück? Da braucht Gies nicht lange zu überlegen: "Gesundheit, Familie, eine erfüllende Arbeit, aber auch stille Stunden."