Neukirchen-Vluyn Politik zweifelt am Sinn neuer Flüchtlingsheime

Neukirchen-Vluyn · SPD und CDU äußern sich skeptisch, was den Bau zweier weiterer Schlichtbauten an der Niederrheinallee angeht. Man könne dies den Bürgern schwer vermitteln, da andere Neubauten noch leer stünden.

 Gebäude auf dem Gelände des CJD an der Wiesfurthstraße. Ende diesen Jahres müssen die Flüchtlinge hier ausziehen.

Gebäude auf dem Gelände des CJD an der Wiesfurthstraße. Ende diesen Jahres müssen die Flüchtlinge hier ausziehen.

Foto: Klaus Dieker

Eigentlich handelte es sich nur um eine Mitteilungsvorlage der Verwaltung, doch beim Tagesordnungspunkt zur Lage der Asylbewerber in Neukirchen-Vluyn kam es gestern Abend im Sozialausschuss überraschend zu einer Diskussion über die geplanten neuen Unterkünfte.

Die Verwaltung hatte, wie die Beigeordnete Margit Ciesielski gegenüber der RP jüngst eingeräumt hatte, Überlegungen angestellt, ob zwei weitere Schlichtbauten, die an der Niederrheinallee entstehen sollen, wirklich noch notwendig sind. Denn die Zahl der Flüchtlinge ist auch in Neukirchen-Vluyn deutlich gesunken. Nachdem man im Rathaus noch einmal die Situation geprüft hatte, kam die Verwaltung allerdings zu dem Schluss: Wir werden die beiden Bauten doch brauchen.

Doch nun gibt es Widerstand aus der Politik. Günter Zeller, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD, erklärte gestern, dass die Diskussion in seiner Fraktion erhebliche Skepsis zu Tage gefördert habe, ob diese beiden Gebäude wirklich gebaut werden müssen. "Zum jetzigen Zeitpunkt möchten wir gerne dies zu Protokoll geben: Die SPD-Fraktion ist für eine Denkpause. Wir sollten diese Maßnahmen erst einmal nicht umsetzen."

Auch in der CDU-Fraktion hatte es über die Empfehlung der Verwaltung, die beiden Bauten an der Niederrheinallee zu errichten, eine Diskussion gegeben. Daher äußerten die Christdemokraten nach dem Wortbeitrag der SPD ähnliche Bedenken, da man ebenfalls von sinkenden Zahlen bei der Aufnahme von Asylbewerbern rechne.

Karin Fetzer für die Fraktion Bündnis 90/Grüne dagegen neigte eher zu der Auffassung der Verwaltung. "Das ist ein komplexes Problem", räumte sie ein. "Und wir haben keine Kristallkugel. Aber ich halte es für schwierig, nun zu sagen: Wir schieben das hinaus. Die Menschen müssen ja untergebracht werden."

Derzeit lebt ein großer Teil der Asylbewerber auf dem CJD-Gelände an der Wiesfurthstraße, doch Ende des Jahres läuft die Pacht aus, das CJD möchte die Fläche gerne vermarkten. Ein Teil der Menschen ist nun in die bereits neu errichteten Schlichtbauten am Hugengraben umgezogen. Doch nach wie vor stünden dort Gebäude leer, erklärte Günter Zeller. "Ich bin neulich wieder von Bürgern darauf angesprochen worden", berichtete er. "Wir können den Leuten nicht vermitteln, dass wir neue Bauten errichten, während die bereits bestehenden noch leer stehen." Auch darin wurde Zeller von den Christdemokraten unterstützt.

Das Thema wurde gestern nicht erschöpfend diskutiert, soll aber in den kommenden Gremien erneut auf der Tagesordnung stehen. Margit Ciesielski deutete an, dass möglicherweise, wenn es eng mit den Wohnplätzen werden sollte, einige Unterkünfte an der Wiesfurthstraße auch über den Jahreswechsel hinaus angemietet werden könnten. Andererseits wies sie darauf hin, dass die Entscheidung über die Schlichtbauten an der Niederrheinallee nicht zu lange aufgeschoben werden solle. "Wir sind eigentlich schon spät dran, wenn sie Ende des Jahres stehen sollen."

(s-g)
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