NEUKIRCHEN-VLUYN Erinnerungen an den Theologen Karl Barth

NEUKIRCHEN-VLUYN · Am Sonntag, den 10. November, endet in der Dorfkirche Neukirchen die Ausstellung über das Leben und Wirken des Theologen Karl Barth. „Schweizer! Ausländer! Hetzer! Friedensstörer!“, so der Titel.

 Hartmut Frische berichtet über seine Begegnung mit Karl Barth.

Hartmut Frische berichtet über seine Begegnung mit Karl Barth.

Foto: Arnulf Stoffel (ast)

Vorher war die Wanderausstellung in Vluyn zu sehen. Vor 100 Jahren erschien Barths Buch „Der Römerbrief“, in dem er vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges eine Krise der Theologie konstatierte und eine neue Epoche in der evangelischen Theologie einläutete. Für Neukirchen ergab sich eine besondere Konstellation, denn mit Hartmut Frische, Pfarrer im Ruhestand, erlebte das Publikum einen Zeitzeugen. Frische, Bruder von Presbyteriumsmitglied Ulrich Frische, hat Barth als Student in den 1960er Jahren erlebt. „Weites Denken, festes Herz“, unter diesem Schlagwort verinnerlichte er die Begegnung, die ihn bis heute leite. Imponiert habe ihm der hellwache Geist, die klare Sprache und „die volle Erkenntnis der tiefen Wahrheit“ Barths. Wie dieser, will er „Wort-Gottes-Theologe“ sein.

Frische leitete zu Werken über, die den politisch-kritischen Geist Barths zeigten. Barth sezierte den Nationalsozialismus und später den Kalten Krieg, immer in der Absicht, an den kritischen Menschenverstand zu appellieren und wach zu rütteln. 1933 stellte Barth sich in der Schrift „Theologische Existenz heute“ gegen den Nationalsozialismus – das Buch wurde verboten. 1934 war er Co-Autor der „Barmer Theologische Erklärung“, in der Synodale sich als „Bekennende Kirche“ gegen den Machtanspruch über die Kirche positionierten. Barth forderte nun von der Schweiz aus zum Widerstand auf. Er leitete gesellschaftliche Verantwortung von der Theologie her. Frische: „Barth hat nicht agiert, sondern der evangelischen Kirche die Richtung gewiesen.“

Die Frage aus dem Publikum, ob Gemeinde sich politisch einmischen soll, verneinte Frische. Sie sei Aufgabe der politisch Talentierten. Kirche dürfe aber nicht still sein. „Die Bewährungsprobe heute liegt in der Familie, im Beruf und im Gemeindeleben, das mehr Engagement braucht“, so Frische, der im Sinne der Barthschen Christengemeinde antwortete. Nach Barth sei sie das Klarere, das Größere und das Wichtigere.

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