Neukirchen-Vluyn Parteien scheuen Wahlempfehlung

Neukirchen-Vluyn · Keine Kandidaten, keine Empfehlung für Harald Lenßen oder Jochen Gottke: Die kleineren Parteien im Neukirchen-Vluyner Rat halten sich aus der Bürgermeisterwahl heraus. Die FDP hat sich allerdings noch nicht endgültig entschieden.

Falls ein Bürger in Neukirchen-Vluyn den Wunsch verspürt, sich noch als Bürgermeisterkandidaten aufstellen zu lassen, dann muss er sich sputen. Die Frist für die Kandidatenaufstellung läuft am Montag, 27. Juli ab, zwei Tage später tagt dann der Wahlausschuss. Allerdings gehören zu den Voraussetzungen Unterschriften von 190 Unterstützern, also fünf Mal so viel Mitglieder wie der Rat hat - so schreibt es das Gesetz vor.

Bislang haben sich zwei Kandidaten für das Amt des Stadtoberhauptes beworben: Amtsinhaber Harald Lenßen (CDU) und der SPD-Fraktionsvorsitzende Jochen Gottke. Beide traten auch schon vor fünf Jahren gegeneinander an.

Alles sieht so aus, als würde es bei diesen beiden Kontrahenten bleiben. Die anderen Parteien verzichten auf Kandidaten, denkbar wäre höchstens noch ein unabhängiger Kandidat. Doch wenn Grüne, NV AUF geht's, FDP und Piraten schon keine Kandidaten ins Rennen schicken, werden sie dann ihre Anhänger aufrufen, einen der genannten Bewerber zu wählen? Die RP hörte sich bei den Parteien um.

"Wir haben intern entschieden, uns für keinen Kandidaten auszusprechen", sagt Christian Esser, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Grüne. Die Bürger sollten sich ihr eigenes Bild von den Anwärtern machen. "Manchmal brennt es uns sicherlich auf den Nägeln, die eine oder andere Aussage eines Kandidaten zu kommentieren", räumt Esser ein. Doch die Grünen wollen im Wahlkampf stillhalten.

Das gilt auch für die Fraktion von NV AUF geht's. Klaus Wallenstein, der Fraktionsvorsitzende, bekräftigt, dass seine politische Gruppierung keinen der beiden Kandidaten öffentlich unterstützen wird. Für Wallenstein ist das eine grundlegende Entscheidung, denn seiner Meinung nach ist der künftige Bürgermeister, wer immer es sein wird, "so massiven Vorgaben durch Bund und Land ausgesetzt", dass er eigentlich kaum noch selbstständig wirken könne. Wallenstein spricht von einem "Schuldendiktat", das die Kommunen erdrücke. Für nichts sei Geld mehr da, "alles verkommt immer mehr." Wallenstein setzt auf einen Wechsel der Strukturen, nicht auf Personen.

Noch nicht endgültig entschieden haben sich die Liberalen in Neukirchen-Vluyn. Sie bilden im Rat mit den Piraten eine gemeinsame Fraktion. Der Ortsvereinsvorsitzende Norbert Wehren weiß genau, von welchem Thema er seine Unterstützung eines Kandidaten abhängig machen würde: die Größe des geplanten Nahversorgers auf Niederberg. Wehren, der in Vluyn lebt, sieht in einem großen Markt eine Gefahr für die Geschäftsleute vor Ort.

"Bei der vergangenen Wahl", erinnert er sich, "wurden wir von beiden Seiten angesprochen, ob wir für den jeweiligen Kandidaten öffentlich werben würden." In diesem Wahlkampf sei dagegen niemand auf den Ortsverband zugekommen. "Wir setzen uns demnächst zusammen und entscheiden dann", sagt Wehren.

Das Statement eines Mitglieds der Piratenpartei war im Laufe des gestrigen Tages nicht zu erhalten.

(RP)
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